Dieses Jahr stehen in den USA wieder Präsidentschaftswahlen an und so mancher möchte Joe Biden den Sitz im Weißen Haus streitig machen. Nicht nur Ex-Präsident Donald Trump von den Republikanern geht ins Rennen, auch innerhalb der Demokraten-Partei gibt es Herausforderer, neben Marianne Williamson auch Robert F. Kennedy Jr., Neffe des US-Präsidenten John F. Kennedy und Sohn des Senators und Präsidentschaftskandidaten Robert F. Kennedys. Zum Kontext: Wer (so wie ich) noch nie von RFK Jr. gehört hatte, aber (ebenfalls wie ich) aufmerksam den Widerstand gegen die strikten Covid-Maßnahmen in Deutschland verfolgt hat, dem wird Kennedy spätestens seit dessen Teilnahme an der Großdemo vom 29. August 2020 in Berlin ein Begriff sein. Welch ambivalente Figur Kennedy vor dem Hintergrund der jüngsten Vergangenheit für die politische Sphäre darstellt, kann man schon an Beschreibungen wie hier seitens CBS News ablesen:
"Der Demokrat Robert F. Kennedy Jr., ein Anti-Impfungen-Aktivist und Spross einer der berühmtesten politischen Familien des Landes, kandidiert für das Amt des Präsidenten. Er reichte am 5. April eine Erklärung über seine Kandidatur bei der Bundeswahlkommission ein." Selbst "Spross einer der berühmtesten politischen Familien" der Vereinigten Staaten zu sein schützt ganz offensichtlich nicht vor dieser ersten Zeile, die dem Wähler keinen Zweifel lassen soll, mit wem man es zu tun hat. Klar, natürlich ist Kennedy nicht irgendein Dahergelaufener, der mit einem Übermaß an Halbwissen und Sendungsbewusstsein böse Facebook-Beiträge vom Stapel lässt. RFK Jr. hatte sich zunächst einen Namen als Umweltanwalt gemacht. Die Brücke zwischen dem "eigentlich guten Öko Kennedy" und dem "bösen Impfkritiker Kennedy" schlug man hier textlich wie folgt:
"Die Kampagne des 69-Jährigen, mit der er den amtierenden Präsidenten Biden bei der Nominierung der Demokraten herausfordern will, ist ein aussichtsreiches Unterfangen.
Kennedy, ein Neffe von Präsident John F. Kennedy und der Sohn seines ermordeten Bruders Robert F. Kennedy, war einst ein Bestsellerautor und Umweltanwalt, der sich für Themen wie sauberes Wasser einsetzte.
Doch vor mehr als 15 Jahren fixierte er sich auf die Ansicht, dass Impfstoffe nicht sicher sind, und wurde zu einer der führenden Stimmen der Anti-Impf-Bewegung. Seine Arbeit wurde von Gesundheitsexperten - und sogar von Mitgliedern seiner eigenen Familie - als irreführend und gefährlich bezeichnet. Seine Anti-Impf-Bemühungen verstärkten sich nach der COVID-19-Pandemie und der Entwicklung des COVID-19-Impfstoffs, und während der Pandemie verdoppelten sich die Einnahmen seiner Anti-Impf-Wohltätigkeitsorganisation auf 6,8 Millionen Dollar, wie aus den Unterlagen hervorgeht, die bei den Aufsichtsbehörden für Wohltätigkeitsorganisationen eingereicht wurden." Kurze Bemerkung am Rande: Eine "Anti-Impf-Wohltätigkeitsorganisation" - allein die Wörterkombination ist in diesen Tagen surreal - erhielt doppelt so viel Geld, während allseits pauschal verkündet wurde, die ungetesteten (überhaupt damals noch zu entwickelnden) mRNA-Injektionen würden Tod, Krankheit und selbst Ansteckung bzw. Transmission verhindern, darum sollte sich möglichst jeder quasi "auf Verdacht" damit impfen lassen? Und während jeder, der sich diesem Feldversuch entzog, mindestens als Trottel, wahlweise auch als unsolidarischer, rechtsradikaler Aluhutträger gebrandmarkt wurde? In so einem sozialen Klima bekam eine impfkritische Organisation plötzlich Aufmerksamkeit? Wundern tut einen das nicht wirklich. Und andererseits: 6,8 Millionen Dollar klingt für den Normalbürger zunächst mal nach viel Geld. Bedenkt man allerdings, dass Pfizer allein für die Stornierung der noch ausstehenden Impfstofflieferungen an die EU 2,2 Milliarden Euro verlangt (insgesamt kostet der "Ausweg" aus von der Leyens dubioser Abmachung mit Pfizer-Chef Albert Bourla den Steuerzahler knapp 10 Milliarden Euro)... dann muss man feststellen: Die dicksten Fische im Impfstoffbereich schwimmen offensichtlich nicht in der Impfgegner-Ecke. Im Gegenteil.
CBS fährt fort:
"Kennedy veröffentlichte 2021 ein Buch mit dem Titel "The Real Anthony Fauci" [Deutscher Titel: "Das wahre Gesicht des Dr. Fauci", Anm. d. Übers.], in dem er den führenden US-Arzt für Infektionskrankheiten beschuldigte, an einem "historischen Staatsstreich gegen die westliche Demokratie" mitgewirkt zu haben, und warb für unbewiesene COVID-19-Behandlungen wie Ivermectin, das zur Behandlung von Parasiten gedacht ist, und das Malariamittel Hydroxychloroquin."
Als ich gerade nachgeschaut habe, war "The Real Anthony Fauci" übrigens bei Amazon auf Platz 1 der Bestsellerliste im Themenbereich Immunologie. Noch vor "Lies My Gov't Told Me: And The Better Future Coming", deutscher Titel: "Lügen, die mir meine Regierung erzählte - und der Weg in eine bessere Zukunft" von Dr. Robert W. Malone. Kennedy hat übrigens ein Vorwort auch zu diesem Buch geschrieben... soviel also zum "einstigen" Bestsellerautor.
Soweit das, was CBS hier über den Präsidentschaftskandidaten Kennedy nennenswert fand. Nur braucht man als Präsidentschaftskandidat ein umfangreicheres Profil als bloß einen Standpunkt zum Einzelthema Covid-Impfungen.
Stammtischgespräch über Impfungen
Womit wir beim Interview wären, das Breaking Points am 17. Mai auf YouTube online gestellt hat. Breaking Points beschreibt sich selbst als eine "furchtlose Anti-Establishment YouTube-Show" und hat auf der Plattform allein 971.000 Abonnenten. Das Moderatoren-Duo Krystal Ball und Saagar Enjeti interviewte RFK Jr. knapp 50 Minuten, gegen Ende auch zu Kennedys Ansicht zu Impfungen. Die Passage zu diesem Thema wurde nochmal gesondert veröffentlicht und ging letzte Woche viral.
Während das komplette Interview eine Bewertung von knapp 12.000 Likes zu 8000 Dislikes (Stand 22.05.) erhielt, war die Reaktion auf den Clip zu Impfungen deutlich negativer: Weniger als 4000 Likes zu bald 33.000 Dislikes (Ebenfalls Stand 22.05.). Das Video trägt den Titel "Krystal und RFK Jr. diskutieren über Impfstoffe", was nur teilweise mit dem Inhalt zusammenpasst. Ball konfrontiert Kennedy zunächst damit, dass sie seine Perspektive zu Impfstoffen nicht teile, und fragt ihn, wie er Menschen wie sie dennoch von sich überzeugen wolle. Kennedy fragt nach, wo er aus Balls Sicht denn in seinen Ansichten falsch läge. Einen inhaltlichen Schlagabtausch gibt es nur kurz, bevor Ball sagt, sie wolle das jetzt nicht debattieren. Man würde dem Thema in der übrigen Zeit des Interviews nicht gerecht werden, die Zuschauer mögen sich das ausgiebige Interview von Megyn Kelly mit RFK Jr. hierzu ansehen.
Man bedenke: Es geht hier um ein YouTube-Video, das von Anfang an als solches konzipiert war, es hat sich nicht um einen Livestream gehandelt. Und sie sprechen mit einem Präsidentschaftskandidaten, von dem Ball explizit sagt, seine impfkritische Haltung sei für sie trotz aller Sympathien bei anderen Themenfeldern ein maßgeblicher Minuspunkt. Sollte man da nicht erst recht in die Tiefe gehen und ein Zeichen gegen die Leitmedien wie ABC News setzen, die impfkritische Passagen vom Interview mit Kennedy einfach wegschneiden und nur hinterher trocken erklären, er habe Falschinformationen verbreitet - die man dem offenbar für dumm gehaltenen Publikum nicht ungefiltert zumuten oder vor der Kamera widerlegen könne? Kennedy signalisierte durchaus, dass er bereit sei, sich auf diese Diskussion mit Ball einzulassen. Ob es also tatsächlich unaufschiebbare Termine gab, die Moderatoren, Team oder Studio betrafen (was zumindest für Moderator Enjeti dessen Aussage nach der Fall war), entscheidet darüber, wie glaubwürdig Balls Hinweis, man hätte nur noch fünf Minuten übrig, wirklich erscheint. Auf manche Zuschauer wirkte es eher, als wolle Ball diese Diskussion in sehr gelenkten Bahnen halten oder abwürgen (was sie wenig später auch tun sollte).
Der Rest dieses Interviewabschnitts wird dem Titel "...diskutieren über Impfungen" ebenfalls nicht wirklich gerecht. Nach einem Hin und Her darüber, ob Kennedys Ansicht wirklich unwiderlegt oder er einfach nur zu starrsinnig sei, um Kritik wahr- und ernst zu nehmen, kommt RFK Jr. auf Balls (Nach)Frage zurück, wie er sich denn verhalten hätte, wäre er damals in Trumps Position am Beginn der Pandemie gewesen. Kennedy erklärt, er hätte zunächst einmal vorhandene, zugelassene Medikamente erproben lassen, wobei die Erkenntnisse über mögliche Erfolge aller behandelnden Ärzte auf der ganzen Welt dank eines Informationsnetzes via Internet quasi in Echtzeit zur Verfügung stehen sollten, worauf man dann Studien und Empfehlungen zu wirksamen Medikamenten hätte aufbauen können. Darauf angesprochen, ob die Entwicklung eines Impfstoffs in diesem Konzept auch vorgekommen wäre, entgegnet Kennedy, er denke nicht, dass die Impfungen funktioniert haben. Er verweist darauf, dass ausgerechnet die USA in der Pandemie die mit Abstand höchste Todesrate hatten, wohingegen andere, ärmere Länder z.B. in Afrika, die bekanntlich kaum Impfdosen verkauft bekamen, besser abschnitten. Krystal Ball lenkt hier ein Stück weit ein, auch aus ihrer Sicht spielten hier noch die unterschiedlichen Lebenswirklichkeiten (z.B. weit verbreitete Fettleibigkeit in den USA) eine wichtige Rolle. Und ja, die Impfstoffe hätten die Ansprüche in Bezug auf Ansteckungsreduktion nicht erfüllt. Aber Krankenhauseinweisungen und Todesfälle hätten sie durchaus reduziert. Da geht Kennedy nicht mit und wirft Ball vor, hier einfach nur offizielle Verlautbarungen nachzuplappern. Neben einem weiteren Buch, in dem die Hintergründe der vielen "plötzlichen Todesfälle" thematisiert werden, verweist er auf Studienergebnisse, denen nach zu urteilen die Impfeffektivität mit der Zeit sogar bis ins Negative falle. Als Geimpfter habe man dann nach einigen Monaten also - entgegen aller Erwartungen, Versprechungen oder Hoffnungen - ein höheres Erkrankungs- und wohlmöglich Sterberisiko als eine ungeimpfte Person. Dem widerspricht Ball und man verständigt sich abschließend darauf, hierfür schriftliche Belege unter dem Video nachzureichen.
Und das war's an der Stelle auch mit der "Debatte über Impfstoffe" im engeren Sinne. Vielleicht hätte es für manche bereits den Unmut gemildert, wenn man den Clip anders betitelt hätte. Für eine "Debatte über Impfstoffe" war dieser Dialog zumindest mir deutlich zu oberflächlich und hätte eher den Titel "Krystal und RFK Jr. diskutieren über seine Starrsinnigkeit" verdient.
Aber ein Fettnäpfchen hat Ball sich in jedem Fall noch geleistet...
Die Belege
In der Videobeschreibung finden sich drei Links, zwei auf Anregung von Krystal Ball und einer auf jene Kennedys. Balls ehemalige Kollegin Kim Iversen hat in ihrem Format auf Rumble (ab Minute 11:20) einmal einen Blick auf die Verlinkungen geworfen. Der erste Verweis von Krystal Ball ist eine Lancet-Studie vom 23. Juni 2022 mit dem Titel: "Globale Auswirkungen des ersten Jahres der COVID-19-Impfung: eine mathematische Modellierungsstudie" (Global impact of the first year of COVID-19 vaccination: a mathematical modelling study). Iversen zitiert zunächst deren Ergebnisse:
"Ergebnisse: Auf der Grundlage der offiziell gemeldeten COVID-19-Todesfälle schätzten wir, dass die Impfungen zwischen dem 8. Dezember 2020 und dem 8. Dezember 2021 in 185 Ländern und Gebieten 14,4 Millionen (95 % Glaubwürdigkeitsintervall [Crl] 13,7-15,9) Todesfälle durch COVID-19 verhindert haben. Diese Schätzung erhöht sich auf 19,8 Millionen (95% Crl 19,1-20,4) durch COVID-19 verhinderte Todesfälle, wenn wir die überzähligen Todesfälle als Schätzung des wahren Ausmaßes der Pandemie heranziehen, was einer weltweiten Verringerung der Gesamttodesfälle um 63% (19-8 Millionen von 31-4 Millionen) während des ersten Jahres der COVID-19-Impfung entspricht. In den Ländern mit COVAX Advance Market Commitment wurden schätzungsweise 41 % der überschüssigen Sterblichkeit (7,4 Mio. [95% Crl 6,8-7,7] von 17-9 Mio. Todesfällen) abgewendet. In Ländern mit niedrigem Einkommen hätten schätzungsweise 45 % (95 % CrI 42-49) der Todesfälle vermieden werden können, wenn die von COVAX angestrebte Durchimpfungsrate von 20 % in jedem Land erreicht worden wäre, und 111 % (105-118) der Todesfälle hätten vermieden werden können, wenn das von der WHO angestrebte Ziel von 40 % in jedem Land bis Ende 2021 erreicht worden wäre."
Nicht ganz uninteressant ist allerdings die Finanzierung dieser Studie:
"Finanzierung: Schmidt Science Fellowship in Partnerschaft mit dem Rhodes Trust; WHO; UK Medical Research Council; Gavi, die Vaccine Alliance; Bill & Melinda Gates Foundation; National Institute for Health Research; und Community Jameel"
Wer mit der finanziellen Vernetzung von Bill Gates im Bereich Public Health einigermaßen vertraut ist, wird wissen, dass er in dieser Aufzählung sozusagen dreimal vorkommt. Für Einsteiger nochmal zum Mitschreiben:
Die private Stiftung des Ehepaar Gates ist der zweitgrößte Geldgeber der WHO. Die Gavi (Global Alliance for Vaccines and Immunisation) wurde wiederum direkt von Gates mitbegründet und hatte in der Covid-Pandemie die Aufgabe, Impfstoffe zu kaufen.
Bill Gates, wir erinnern uns, hatte damals zu Beginn der Pandemie am 12. April 2020 ein 9-minütiges Interview in den Tagesthemen geben dürfen, in denen er über die Verkürzung der mRNA-Impfstoffentwicklung von mehreren Jahren auf 18 Monate sprach und ausführte:
"Impfstoffe sind oft nicht in der Lage, auch ältere Menschen dabei zu unterstützen, dass sie immun werden gegen eine Krankheit. Und das ist ja hier das wichtigste: Alte Menschen immun zu machen. Wenn man die Wirksamkeit eines Impfstoffes erhöht, damit er auch bei älteren Menschen funktioniert, muss man aufpassen, dass dies nicht zu Problemen bei der Unbedenklichkeit führt. Wir werden den zu entwickelnden Impfstoff letztendlich sieben Milliarden Menschen verabreichen. Da können wir uns keine Probleme mit bedrohlichen Nebenwirkungen leisten. Und doch werden wir die Entscheidungen zum Einsatz eines neuen Impfstoffes auf einer geringeren Datengrundlage als sonst fällen, damit wir schnelle Fortschritte erzielen. Wir müssen also die Entwicklung der acht bis zehn aussichtsreichsten Kandidaten unterstützen, die entsprechenden Produktionsanlagen bauen, herausfinden wie wir die Sicherheit des Impfstoffes testen - und all dies braucht eine gemeinsame, globale Anstrengung. Unsere Stiftung spielt hierbei eine große Rolle, denn wir sind die größten Förderer von Impfstoffen und denken auch an die Entwicklungsländer. Ich bin beeindruckt davon, dass jetzt alle Welt darüber spricht, dass sich Medikamente herauskristallisieren, nicht nur Moderna, CureVac, Sanofi, NovaVax und so weiter. Dies sind die Mittel, in die jetzt investiert werden muss."
Und nicht zu vergessen: Die mRNA-Injektion aus dem Hause Pfizer/BioNTech.
Wie die Geschichte weiterging, wissen wir: Der Seniorenschutzheilige und (Eigen-)Wohltäter Gates sprach sich unverblümt gegen die Freigabe von Impfstoff-Patenten aus, prominent z.B. hier bei ca. Minute 2:38). Daneben wurden Spendengelder vor allem von staatlichen Akteuren - will heißen aus den Steuerkassen - eingesammelt, um besonders die Impfstoffproduktion (und natürlich deren Produkt) zu bezahlen. Gekauft hat man dann vor allem von BioNTech und Pfizer, verkauft wurde wie gesagt mit Vorrang an die reichen Staaten des globalen Nordens. Im dritten Quartal 2021 hatte die Gates-Stiftung dann 890.000 ihrer noch verbliebenen über einer Million BioNTech-Aktien verkauft, die Gates 2019 zum Preis von knapp 18 Dollar pro Stück erworben hatte. Das waren damals insgesamt über drei Millionen Stück zum Gesamtpreis von 55 Millionen Dollar. Allein der Verkauf dieser noch gehaltenen BioNTech-Aktien holte den Kaufpreis mehr als wieder raus: "Bei einem durchschnittlichen Verkaufspreis von rund 300 US-Dollar pro Aktie im dritten Quartal 2021 bedeutet dies, dass die Gates-Stiftung rund 260 Mio. Dollar in bar aus dem Verkauf erhalten hat, wobei 242 Mio. Dollar unversteuerter Gewinn sind, da das Geld über die Stiftung investiert wurde. Dabei sind die zusätzlichen 2 Millionen Aktien nicht berücksichtigt, die die Gates-Stiftung vor diesem Zeitpunkt aus ihrer ursprünglichen Aktieninvestition vor dem Börsengang verkauft hat. Mit dem Verkauf im dritten Quartal 2021 erzielte die Gates-Stiftung eine Rendite, die mehr als das 15-fache ihrer ursprünglichen Investition betrug.
Im nächsten Quartal veräußerte Gates 1,4 Millionen Aktien von Curevac [s.o.], einem anderen in Deutschland ansässigen mRNA-Unternehmen, das Partnerschaften mit mehreren mRNA-Spritzenherstellern eingegangen ist und schätzungsweise 50 Millionen Dollar einbrachte.
Nach dem Verkauf seiner mRNA-Firmenanteile änderte Gates seine Meinung über die Technologie hinter der "Wunderheilung". Gates, der einst behauptete, dass die Impfung mit mRNA-Spritzen eine vorbeugende Wirkung habe und "dem Herzen hilft", begann, die experimentellen Injektionen zu kritisieren." Via Weltverbesserungsstiftung Aktien kaufen, zu Investitionen aufrufen, Steuergeld rein, Aktien (kaum versteuert) raus und Wiedersehen - willkommen im "Philanthropen"-Kapitalismus des 21. Jahrhunderts. Hoffentlich haben Sie bei diesen ganzen Zahlen nicht vergessen, sich weiterhin wegen der 6,8 Milliönchen durch Buchverkäufe und Spenden an "Impfgegner" RFK Jr. Sorgen zu machen...
Ganz uneigennützig und neutral handeln diese Finanziers also nicht, weswegen Kim Iversen dies bei der Betrachtung der von Krystal Ball verlinkten Studie hervorhebt. Aber auch ohne den Einbezug der Verstrickungen mit Investor Gates liegen hier Interessenskonflikte vor. Das gilt vor allem für die WHO als Akteur in der Pandemiepolitik und Impfkampagne, aber auch das National Institute for Health Research (NIHR), welches wiederum von britischen Gesundheitsministerium finanziert wird, wie in der Fußzeile auf der Website des NIHR zu lesen ist. Also von einer Behörde, die sich ebenfalls an der Impfkampagne beteiligt hat.
Im Vergleich dazu hat die von Kennedy verlinkte Studie der Cleveland Clinic in Ohio keine externen Zuwendungen bekommen. Hier das Abstract:
"Hintergrund. In dieser Studie sollte untersucht werden, ob ein bivalenter COVID-19-Impfstoff vor COVID-19 schützt.
Methoden. Eingeschlossen wurden Mitarbeiter der Cleveland Clinic, die zu dem Zeitpunkt beschäftigt waren, als der bivalente COVID-19-Impfstoff erstmals verfügbar war. Untersucht wurde die kumulative Inzidenz von COVID-19 in den folgenden 26 Wochen. Der Schutz durch die Impfung (analysiert als zeitabhängige Kovariate) wurde mit Hilfe der proportionalen Cox-Hazard-Regression bewertet, wobei die Veränderung der dominanten zirkulierenden Linien im Laufe der Zeit durch zeitabhängige Koeffizienten berücksichtigt wurde. Die Analyse wurde um die Pandemiephase, in der die letzte COVID-19-Episode auftrat, und um die Anzahl der vorherigen Impfstoffdosen bereinigt.
Ergebnisse. Von 51017 Beschäftigten erkrankten 4424 (8,7 %) während der Studie an COVID-19. In der multivariablen Analyse war der bivalente Impfstatus mit einem geringeren Risiko für COVID-19 während der BA.4/5-dominanten (HR, .71; 95% C.I., .63-.79) und der BQ-dominanten (HR, .80; 95% C.I., .69-.94) Phase assoziiert, aber es wurde kein verringertes Risiko während der XBB-dominanten Phase gefunden (HR, .96; 95% C.I., .82-.1.12). Die geschätzte Wirksamkeit des Impfstoffs (VE) betrug 29 % (95 % C.I., 21 %-37 %), 20 % (95 % C.I., 6 %-31 %) bzw. 4 % (95 % C.I., -12 %-18 %) während der BA.4/5-, BQ- und XBB-Dominanzphase. Das COVID19-Risiko stieg auch mit der Zeit seit der letzten COVID-19-Episode und mit der Anzahl der zuvor erhaltenen Impfstoffdosen.
Schlussfolgerungen. Der bivalente COVID-19-Impfstoff, der Erwachsenen im arbeitsfähigen Alter verabreicht wurde, bot insgesamt einen bescheidenen Schutz gegen COVID-19, wenn die BA.4/5-Linien die vorherrschenden zirkulierenden Stämme waren, einen geringeren Schutz, wenn die BQ-Linien vorherrschend waren, und die Wirksamkeit wurde nicht nachgewiesen, wenn die XBB-Linien vorherrschend waren."
Tatsächlich, ein erhöhtes Covid-Risiko, je mehr Zeit vergangen war und Impfungen erhalten wurden. Auch die Studienautoren konnten sich das nicht erklären:
"Der Zusammenhang zwischen einem erhöhten Risiko für COVID-19 und einer höheren Anzahl früherer Impfdosen war unerwartet. Eine einfache Erklärung könnte lauten, dass Personen, die mehr Dosen erhalten haben, mit größerer Wahrscheinlichkeit ein höheres Risiko für COVID-19 aufweisen. Auf einen kleinen Teil der Personen könnte diese Beschreibung zutreffen. Die Mehrheit der Probanden in dieser Studie waren jedoch in der Regel junge Menschen, und alle hatten die Möglichkeit, bis zum Beginn der Studie mindestens drei Impfdosen zu erhalten, und sie hatten auch die Gelegenheit dazu. Daher handelte es sich bei denjenigen, die weniger als drei Dosen erhalten hatten (46 % der Studienteilnehmer), nicht um Personen, die für eine Impfung nicht in Frage kamen, sondern um diejenigen, die sich nicht an die CDC-Empfehlungen zur Auffrischung der COVID-19-Impfung hielten, und man kann davon ausgehen, dass diese Personen mit größerer Wahrscheinlichkeit ein höheres Risikoverhalten an den Tag legten. Trotzdem war ihr Risiko, sich mit COVID-19 anzustecken, geringer als bei denjenigen, die eine größere Anzahl früherer Impfdosen erhalten hatten." Und sie verweisen auf ähnliche Befunde aus anderen Studien (Links im Zitat von mir hinzugefügt): "Während einer Omicron-Welle in Island wurde bei Personen, die zuvor 2 oder mehr Impfdosen erhalten hatten, in einer nicht bereinigten Analyse ein höheres Risiko für eine Reinfektion festgestellt als bei Personen, die weniger als 2 Impfdosen erhalten hatten [21]. In einer großen Studie wurde in einer bereinigten Analyse festgestellt, dass Personen, die eine Infektion mit der Omicron-Variante hatten, nachdem sie zuvor drei Impfdosen erhalten hatten, ein höheres Risiko einer Reinfektion hatten als Personen, die eine Infektion mit der Omicron-Variante hatten, nachdem sie zuvor zwei Impfdosen erhalten hatten [22]. In einer anderen Studie wurde in einer multivariablen Analyse festgestellt, dass die Verabreichung von zwei oder drei Dosen eines mRNA-Impfstoffs nach einer früheren COVID-19-Infektion mit einem höheren Risiko einer Reinfektion verbunden war als die Verabreichung einer einzigen Dosis [7]. Immunprägung durch frühere Exposition gegenüber verschiedenen Antigenen in einem früheren Impfstoff [22,23] und ein Klassenwechsel hin zu nicht-entzündlichen, spike-spezifischen IgG4-Antikörpern nach wiederholter SARS-CoV-2-mRNA-Impfung [24] wurden als mögliche Mechanismen in Betracht gezogen, warum ein früherer Impfstoff weniger Schutz bieten kann als erwartet. Wir müssen noch viel über den Schutz durch die COVID-19-Impfung lernen, und zusätzlich zur Wirksamkeit eines Impfstoffs ist es wichtig zu untersuchen, ob mehrere Impfstoffdosen, die über einen längeren Zeitraum verabreicht werden, vielleicht nicht die positive Wirkung haben, die allgemein angenommen wird.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass diese Studie eine insgesamt bescheidene Schutzwirkung des bivalenten Impfstoffs gegen COVID-19 ergab, solange die zirkulierenden Stämme im Impfstoff vertreten waren, und einen geringeren Schutz, wenn die zirkulierenden Stämme nicht mehr vertreten waren. Ein signifikanter Schutzeffekt wurde nicht festgestellt, als die XBB-Stämme dominierten. Der unerwartete Befund, dass das Risiko mit der Anzahl früherer COVID-19-Impfstoffdosen steigt, muss weiter untersucht werden."
All dies dürfen die Zuschauer von Breaking Points sich selbst zusammensuchen, anstatt dass die Moderatoren dies mit RFK Jr. durchgehen und Krystal Ball vor der Kamera stellvertretend für seine Kritiker erklärt, ob und was davon sie überzeugt - oder eben nicht überzeugt. Das wäre eine "Diskussion über Impfstoffe", die für meinen Geschmack diesen Namen verdiente.
Immer noch besser als gar keine Debatte
Dem negativen Echo und meiner Kritik zum Trotz muss man anerkennen, dass Breaking Points überhaupt dazu beigetragen hat, dem Kandidaten Kennedy eine Bühne zu bieten, um sich den Wählern gegenüber zu profilieren. Denn das DNC, also die Demokraten, haben keine Debatte für die Primaries vorgesehen, weil mit Biden ja schon ein Demokrat das Präsidentenamt besetzt. Traditionell müssen sich die Amtsinhaber nicht diesem Format öffentlicher, vor allem partei-interner Rechenschaft stellen (was Newsweek u.a. zu diesem witzlosen Faktencheck veranlasst hat). Sehr zum Unmut von Kennedy und Marianne Williamson, die Biden sehr gerne mal für das eine oder andere vor Publikum zur Rede stellen würden. Für sein Image ist es wohl auch besser, dass Biden nicht zu viel "unbeaufsichtigt" in der Öffentlichkeit ist. Immer wieder gehen Aufnahmen wie diese viral, wie er z.B. nach einer Rede ziellos herumirrt, jemandem die Hand geben will, der gar nicht da ist - oder wie im Fall von Chuck Schumer ganz selbstverständlich auf einen zweiten Handschlag von diesem hofft, weil er den ersten bereits nach einer Sekunde vergessen hat.
Schon vor Beginn seiner Amtszeit gab es viele solcher "Gaffes", einige davon hat zum Beispiel Matt Orfalea hier zusammengestellt. Ausschnitt von Minute 16:26: Biden erklärt: "Der Green New Deal wird sich im Laufe der Zeit selbst finanzieren. Wir werden keine Anlagen bauen, die in Wirklichkeit große Umweltverschmutzer sind-" Gegenfrage des Moderators: "Also unterstützen Sie den Green New Deal?" Biden hat ihn zuerst akustisch nicht verstanden und fragt zurück: "Wie bitte?" Moderator: "Unterstützen Sie den Gr-"
Biden: "NEIN, ich unterstütze den Green New Deal nicht!"
Und so einen Kandidaten möchte das DNC von den Bürgern pauschal wiedergewählt bekommen. Eine bessere Wahlkampfhilfe könnte sich Donald Trump, sollte er dieses Mal tatsächlich wieder bis zum Schluss im Rennen bleiben, eigentlich kaum wünschen...
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Nachtrag (24.05.2023): Der Vollständigkeit halber habe ich mich dazu entschlossen, einen anderen Punkt noch mit aufzugreifen, den Iversen und andere Kommentatoren anführen. Vor ihrer jetzigen Beziehung mit Kyle Kulinski war Krystal Ball mit Jonathan Dariyanani verheiratet. Daryanani ist CEO und Mitbegründer von Cognotion, einem Unternehmen für Online-Lernsoftware. Auch Ball hat an der Softwareentwicklung mitgeholfen - aus dem Homeoffice für das Homeoffice, sozusagen. Und da sie trotz der Trennung von Dariyanani immer noch am Unternehmen beteiligt sei, habe sie auch von der gestiegenen Nachfrage nach Remote Learning infolge der Lockdowns und Schulschließungen profitiert. Manche sehen hierin einen Interessenskonflikt, den Krystal Ball zwecks Transparenz hätte hervorheben müssen. Nur stellt sich mir die Frage, welches Interesse sie vor diesem Hintergrund verteidigen wollte, denn aktuell ist bekanntlich kein Lockdown in Kraft und regulärer Schulbetrieb ist auch längst wieder möglich. Zudem gibt es andere Anlässe und bereitwillige, finanzstarke Unterstützer für Remote Learning-Angebote, siehe Steckbrief des Cognotion-Mitbegründers: "Dariyanani arbeitete mit dem Weltwirtschaftsforum und der Michael and Susan Dell Foundation zusammen, um auf Tablets basierende Alphabetisierungsprogramme für untergebildete Mädchen in ländlichen Gebieten Indiens zu entwickeln." Und dass das Weltwirtschaftsforum ganz grundsätzlich und umfassend auf die Digitalisierung setzt, wird auch weiterhin der Fall sein. Ich bin deshalb nicht wirklich überzeugt, dass dies den seltsamen Schlagabtausch mit RFK Jr. erklärt.
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