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Moon of Alabama: Iran griff Israel erst an, nachdem die USA seine gemäßigte Haltung ablehnten

Von "b", 2. Oktober 2024, zuerst veröffentlicht auf Moon of Alabama


Gestern schlug ein massives Sperrfeuer iranischer ballistischer Raketen in Israel ein. Dies geschah, nachdem monatelange ernsthafte iranische Bemühungen (vid), bessere Beziehungen zu den USA zu erreichen, gescheitert waren. Israel hatte es geschafft, diese Bemühungen zum Nachteil seines US-Verbündeten zu sabotieren.


Um zu verstehen, was passiert ist - und, noch wichtiger, warum dieser Angriff heute durchgeführt wurde - müssen wir zurückschauen.


Am 20. Mai 2024 ist der damalige Präsident Irans, Ebrahim Raisi, bei einem Hubschrauberunfall gestorben.


Im Iran wurden Neuwahlen abgehalten, aus denen zum Erstaunen vieler Massud Peseschkian, ein Gemäßigter, mit einer ordentlichen Mehrheit hervorging. Peseschkian ist ein Spezialist für Herzchirurgie und hat keine Erfahrung in der Außenpolitik. Er hatte mit der Wiederannäherung an den „Westen“, der Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran und einer allgemein liberaleren Politik geworben.



"Ismail Haniyeh, der politische Führer der Hamas, wurde zusammen mit seinem persönlichen Leibwächter in der iranischen Hauptstadt Teheran durch einen offenbar israelischen Anschlag ermordet. Haniyeh wurde in seiner Unterkunft in einem vom Militär betriebenen Gästehaus getötet, nachdem er an der Einweihungsfeier des iranischen Präsidenten Massud Peseschkian teilgenommen hatte."


Die Ermordung von Haniyeh war ein schwerer Verstoß gegen die Souveränität der Islamischen Republik Iran. Sie war auch eine persönliche Beleidigung der Präsidentschaft von Massud Peseschkian.


Der Oberste Führer des Iran, Ayatollah Chamenei [im Text steht, wohl fälschlich, Khomeini, Anm. d. Übers.] und die Führung der iranischen Revolutionsgarden (IRGC) forderten Vergeltung für den Anschlag. Doch der neue Präsident plädierte weiterhin dafür, keine Vergeltung zu üben, sondern durch Verhandlungen eine Annäherung zu erreichen. Er hoffte damals immer noch, dass die USA einen Waffenstillstand im Gazastreifen erreichen würden, und wollte vermeiden, dass der Iran für ein Scheitern dieser Verhandlungen verantwortlich gemacht würde.


Präsident Peseschkian setzte seinen gemäßigten Kurs fort. Am 23. September streckte er während seiner Teilnahme an der UN-Vollversammlung in New York erneut die Fühler nach einer neuen Vereinbarung mit den USA über das iranische Atomprogramm aus:


"Der iranische Präsident Massud Peseschkian betonte am Montag seine Offenheit für ein neues internationales Abkommen über das Atomprogramm seines Landes - ein Thema, das seit Jahren die weltweiten Spannungen anheizt und einen potenziell katastrophalen Krieg zwischen dem Iran und den USA riskiert.

...

Auf die Wiederaufnahme der Atomverhandlungen angesprochen, sagte Peseschkian durch einen Übersetzer: „Ich hoffe, wir können ... eine Einigung erzielen.“

...

Er sagte, der Iran habe sich im Gegensatz zu den USA an seinen Teil des Atomabkommens gehalten - eine Einschätzung, die die meisten externen Experten teilen, obwohl es einige seit langem bestehende Bedenken hinsichtlich der iranischen Einhaltung gibt - und verwies auf amerikanische Diplomaten, die immer wieder betonen, dass ein Waffenstillstandsabkommen im Gazastreifen, das die Stabilität im gesamten Nahen Osten fördern kann, nur noch eine Woche entfernt ist."


Im Iran wurde der moderate Kurs mit Misstrauen betrachtet:


"Der Mangel an Vertrauen wirke sich insbesondere auf das Kalkül von Irans oberstem Führer, Ayatollah Ali Chamenei, aus, fuhr er [Peseschkian] fort, der damit stillschweigend anerkennt, dass der nicht gewählte Chamenei das letzte Wort in der iranischen Politik hat.


„Seine Eminenz sagt: 'Sie sagen das eine und tun das andere'“, so Peseschkian. Der Präsident warb für ein Engagement mit der Außenwelt, als er um die Stimmen der Iraner warb. Er wies darauf hin, dass eine Lockerung der Sanktionen die Wirtschaft inmitten der Unruhen im Land ankurbeln könnte, und im August gab Chamenei ihm vorsichtiges grünes Licht für Verhandlungen mit den USA. Ein anderes Machtzentrum im Land - die elitäre Revolutionsgarde - steht solchen Gesprächen äußerst skeptisch gegenüber."


Vier Tage später töteten israelische Luftangriffe Hassan Nasrallah, den Führer der Hisbollah und einen der wichtigsten Architekten der vom Iran angeführten Achse des Widerstands. Mehrere andere Hisbollah-Führer sowie der stellvertretende Kommandeur des Korps der Islamischen Revolutionsgarden (IRGC), General Abbas Nilforuschan, wurden bei dem Angriff ebenfalls getötet.


Peseschkian stellte bitter fest, dass der Befehl des israelischen Premierministers Natanjahu, Nasrallah zu töten, von New York aus erteilt worden war:


"Der iranische Präsident Massud Peseschkian sagt, die internationale Gemeinschaft werde nicht vergessen, dass der Befehl für den israelischen Terrorakt zur Ermordung des Generalsekretärs der libanesischen Widerstandsbewegung Hisbollah, Sayyed Hassan Nasrallah, von New York aus erteilt wurde.

...

In einer Beileidsbekundung am Samstag sagte Peseschkian, die Vereinigten Staaten könnten sich nicht von der Komplizenschaft mit den Zionisten bei dem Terroranschlag auf den Hisbollah-Chef freisprechen."


Die Ermordung von Nasrallah demonstrierte, dass die Peseschkians Politik der Vermittlung gescheitert war.

Zurück in Teheran hatte sich Peseschkians Ton geändert:


"Der iranische Präsident Masoud Pezeshkian sagt, die Welt solle wissen, dass das Blut von Sayyed Hassan Nasrallah und seinen Gefährten weiter kochen und zu einem Bollwerk gegen Tyrannei und Unterdrückung werden wird.

...

In einer Kabinettssitzung am Sonntag sagte Peschekian, dass Teheran unbedingt eine „entschlossene“ Antwort auf das kriminelle israelische Regime geben müsse."


Die Pläne Irans für einen Vergeltungsschlag gegen Israel erforderten eine Abstimmung mit seinen Verbündeten. Am Montag, den 30. September, hielt sich der russische Ministerpräsident Michail Mischustin zufällig zu lange geplanten Gesprächen über wirtschaftliche Zusammenarbeit in Teheran auf:


"Der iranische Präsident Masoud Pezeshkian sagt, dass die Umsetzung kritischer Projekte zwischen dem Iran und Russland eine enorme Kapazität schaffen wird, um den grausamen westlichen Sanktionen gegen die beiden Länder zu begegnen.

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Der iranische Präsident warnte in seinen Ausführungen, dass Israel mit direkter Unterstützung der Vereinigten Staaten die Spannungen verschärft, um den Boden für eine verstärkte Präsenz der Vereinigten Staaten in der Region zu bereiten.

Dies stelle eine „gemeinsame Bedrohung für die Interessen der Länder und Nationen der Region dar“, sagte er.

...

Der russische Premierminister äußerte sich besorgt über die Eskalation der Spannungen in der Region und sagte, die USA unterstützten die Verschärfung von Konflikten in verschiedenen Teilen der Welt mit dem Ziel, ihre eigenen Interessen zu sichern.


Deshalb, so betonte er, sollten unabhängige Länder wie der Iran und Russland ihre Zusammenarbeit verstärken, um solchen Maßnahmen entgegenzuwirken."


Moskau war dadurch wahrscheinlich über bevorstehende Schläge gegen Israel informiert. China wurde ebenfalls informiert:


"Der iranische Präsident Massud Peseschkian erklärte, die traditionelle Freundschaft zwischen dem iranischen und dem chinesischen Volk habe sich zu „tiefen, stabilen und strategischen“ Beziehungen entwickelt.

„Ich bringe meinen Wunsch zum Ausdruck, mit Eurer Exzellenz zusammenzuarbeiten, um die umfassenden Beziehungen zwischen dem Iran und China weiter auszubauen“, so Präsident Peseschkian in seiner Botschaft an Präsident Xi Jinping anlässlich des 75-jährigen Gründungsjubiläums der Volksrepublik China."


Einige Stunden später, nachdem Mischustin abgereist war, schoss das Korps der iranischen Revolutionsgarden eine Salve von etwa 250 ballistischen Raketen auf Israel ab:


"Stabschef der iranischen Streitkräfte:

Zu unseren Zielen gehörten die drei wichtigsten israelischen Luftwaffenstützpunkte, das Terrorhauptquartier des Mossad, Radaranlagen und Sammelstellen für gepanzerte Fahrzeuge im Gazastreifen, die für den Völkermord in Gaza verantwortlich sind."


Die israelische Raketenabwehr „Iron Dome“ war nicht in der Lage, eine nennenswerte Anzahl iranischer Raketen abzufangen.


"Elijah J. Magnier 🇪🇺 @ejmalrai - 17:06 UTC - Oct 1, 2024

Über 250 iranische Raketen haben #Israel getroffen. Viele Gebäude in Israel sind beschädigt. Die Möglichkeit eines regionalen Krieges wächst. Es wird erwartet, dass die Israelis Vergeltung üben werden und der Iran wird auf die Vergeltung reagieren. ..."


Überprüfte Videos zeigen Dutzende von Einschlägen iranischer Raketen auf Ziele in Israel. Mehrere Einschläge erfolgten in der Nähe des Mossad-Hauptquartiers in Tel Aviv. Angeblich wurde auch eine Gasplattform an der Küste von Ashkelon getroffen. Auf dem Video ist zu sehen, dass sie in Flammen aufgeht.


Andere Ziele wurden ebenfalls zerstört:


"Ein massiver iranischer Raketenangriff auf Ziele in Israel, der am 1. Oktober erfolgte, hat neben anderen wichtigen Zielen in Israel auch den Luftwaffenstützpunkt Nevatim zum Ziel. Der Stützpunkt beherbergt beide F-35-Kampfflugzeugstaffeln der israelischen Luftwaffe der fünften Generation und sollte ursprünglich eine dritte Staffel dieser Kampfflugzeuge beherbergen, nachdem diese ausgeliefert worden waren. Iranische Medien berichten, dass die Anlage bei dem Angriff „vollständig zerstört“ wurde. Filmaufnahmen aus Israel bestätigen den Einschlag Dutzender ballistischer Raketen, die Israels Luftabwehr nicht abschießen konnte. Zu den getroffenen Zielen gehörte auch das Hauptquartier des Geheimdienstes Mossad in Tel Aviv, das bei dem Angriff dem Erdboden gleichgemacht wurde."


Bemerkenswerterweise gibt es keine Berichte über Opfer unter der Zivilbevölkerung.


Israel und Iran haben nun Drohungen und Gegendrohungen mit einer weiteren Eskalation ausgesprochen.


Aber am wichtigsten wird sein, welche Haltung die US-Regierung einnehmen wird.


Ein offener Krieg gegen den Iran, den Netanjahu schon seit einiger Zeit anstrebt, würde die USA in einen weiteren, nicht zu gewinnenden Krieg im Nahen Osten verwickeln, der ihren Interessen auf Jahre hinaus schaden würde.


Es würde China und Russland Zeit verschaffen, ihre multilaterale Koalition zum weiteren Nachteil der Vormachtstellung der USA auszubauen.


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Gelegentlich übersetze ich ausländische Beiträge aus verschiedenen Sprachen, die ich interessant oder wichtig finde, um sie einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Die in den Übersetzungen geäußerten Positionen stammen allein von den ursprünglichen Verfassern und spiegeln nicht zwangsläufig meine eigenen Ansichten wieder. Weitere Beiträge finden Sie unter der Kategorie "Übersetzungen".

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