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Whitney Webb: Was ist das Weltwirtschaftsforum?

In meinem letzten Beitrag, in dem ich mich mit der abenteuerlichen Gleichsetzung von Great Reset und Kommunismus durch den Kanal Auf1 beschäftigt habe, kam die Personalie Klaus Schwab und sein Weltwirtschaftsforum (WEF) nur oberflächlich vor, um den Rahmen meines Kommentars nicht zu sprengen. Umso erfreulicher, dass MintPress News letzten Monat ein Interview mit der von mir sehr geschätzten Investigativjournalistin Whitney Webb geführt hat, in dem sie einen Überblick über das WEF und Gründe, warum es von vielen kritisch gesehen wird, liefert. Ein guter Themeneinstieg und Zusatz zum letzten Beitrag, weshalb ich den Teil des Interviews nachfolgend übersetze:



Was ist das Weltwirtschaftsforum? Und was sind seine erklärten Ziele?


Das World Economic Forum beschreibt sich selbst als weltweit führender Förderer von öffentlich-privaten Partnerschaften (kurz ÖPP/PPP, Anm. d. Übers.). Daher denke ich, die Frage zum wirklichen Verständnis, was das WEF ist, lautet: Was ist eine öffentlich-private Partnerschaft - zumindest wie sie sich vom Weltwirtschaftsforum vorgestellt wird?

Im Wesentlichen verbinden öffentlich-private Partnerschaften private Unternehmen, multinationale Konzerne und ähnliches, auf Augenhöhe mit dem öffentlichen Sektor. Wenn man jedoch bedenkt, dass in den meisten "Demokratien" auf der ganzen Welt die Politiker von den gleichen multinationalen Konzernen gekauft und letztlich gesteuert werden, ist es in Wahrheit eher eine Art "privat-private" Partnerschaft. Man hat eine Form der Implementierung bestimmter Konzepte, die in den meisten Fällen vom Unternehmenssektor kontrolliert wird. Und diese Förderung der Fusion des privaten und öffentlichen Sektors, die hier durchgeführt wird, ist historisch als "Korporatismus" definiert - was zum Beispiel Benito Mussolini als seine Form des Faschismus Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts beschrieben hat, eine Verschmelzung von privater und öffentlicher Macht. Vor diesem Hintergrund betrachtet fördert das Weltwirtschaftsforum mehr oder weniger eine faschistische Ideologie auf der ganzen Welt.

Sie haben die Gewohnheit, politische Konzepte durch öffentlich-private Partnerschaften sowohl innerhalb des WEF als auch in externen Verbindungen auszuarbeiten. Diese Konzepte werden dann an viele Regierungen rund um die Welt weitergegeben - und viele Regierungen weltweit haben eine ganze Reihe prominenter Amtsträger, welche in der Vergangenheit im Rahmen von "Leadership-Programmen" des Weltwirtschaftsforums und seiner Verbündeten ausgebildet wurden. Das bekannteste Leadership-Programm des Weltwirtschaftsforums heißt aktuell "Young Global Leaders", von welchem es vorher schon einige Varianten gab. Es ist ziemlich eng mit der Harvard Kennedy School verbunden, speziell dem Center for Public Leadership, was zum Großteil von Jeffrey Epsteins bekanntestem Gönner, Leslie Wexner, finanziert wird, der in seinen Jahrzehnten als "Philanthrop" darauf fokussiert war, Führungspersönlichkeiten auf der ganzen Welt zu fördern, insbesondere in der israelischen Regierung. Wie ich in meiner Arbeit dargelegt habe, hatten Leslie Wexner und Epstein sehr bedeutende Verbindungen zu israelischen Geheimdienstkreisen.

Zusätzlich zu dieser Förderung von öffentlich-privaten Partnerschaften und der Ausarbeitung politischer Richtlinien ist das Weltwirtschaftsforum auch ein Treiber der so genannten Vierten Industriellen Revolution, worüber wir etwas später nochmal sprechen werden. Im Kern ist die Vierte Industrielle Revolution vom Gründer und Vorsitzenden des WEF, Klaus Schwab, definiert als eine Verschmelzung unserer biologischen und digitalen Identitäten, eine Symbiose von Mensch und Maschine. Diese Ideologie wird meistens als Transhumanismus bezeichnet. Ein anderer Punkt, den man wissen sollte, ist, wer beim WEF die Führung inne hat. Es wurde von Klaus Schwab mitgegründet und wird offiziell von ihm betrieben, über seinen Hintergrund werde ich in Kürze zu Sprechen kommen. Aber es ist auch wichtig aufzuzeigen, wer im Vorstand des WEF ist. Es sind sehr bekannte Leute, zum Beispiel die Direktorin des Weltwährungsfonds Kristalina Georgiewa ist dabei. Der ehemalige US-Vizepräsident Al Gore. Larry Fink von BlackRock. Der Chef von Salesforce, einem bedeutenden Silicon-Valley-Unternehmen, Marc Benioff - auch sehr verbunden mit den WEF-Ideen zur Vierten Industriellen Revolution. Der CEO von Nestlé, Mark Schneider. Einer der Mitbegründer der Carlyle Group, welche umfangreiche Geheimdienstverbindungen hat, und noch andere Big-Tech-Unternehmen, Regierungen und vor allem eine Repräsentation der multinationalen Konzernwelt. Das sind die Leute, die letztendlich dieses ÖPP-Modell auf der ganzen Welt antreiben. Und sie haben sehr spezielle Agenden für diese Konzepte, welche wie gesagt vom WEF entworfen, herausgegeben und dann von Regierungen rund um den Globus implementiert werden.

Im Jahr 2019 ist das Weltwirtschaftsforum ein strategisches Bündnis mit den Vereinten Nationen eingegangen, mit der Idee, dass die UNO öffentlich-private Partnerschaften als Modell für möglichst alle politischen Vorhaben, die sie umsetzen, benutzen. Insbesondere die Implementierung der 17 Ziele zur Nachhaltigen Entwicklung, manchmal als Agenda 2030 bezeichnet. Nochmal: Viele dieser Vorhaben wurden nicht vom öffentlichen Sektor der Welt, den Vereinten Nationen, sondern vom Weltwirtschaftsforum und seinen Untergruppen entwickelt. Man sollte darauf hinweisen, dass Ende der Neunziger Jahre beim Jahrestreffen des WEF der damalige Vorsitzende der UNO, Kofi Annan, gesagt hat, dass das Weltwirtschaftsforum zum Teil verantwortlich sei für eine "stille und leise Revolution in der UNO", wie er es nannte. Dass also die UNO anstatt den öffentlichen Sektor zu repräsentieren - wie die meisten Menschen von der UNO erwarten - damit anfangen würde, die Bedürfnisse der Unternehmen der Welt zu priorisieren, will heißen der multinationalen Konzerne. Über die letzten paar Jahrzehnte wurden die Vereinten Nationen also dahin gedrängt, die Konzerninteressen über die öffentlichen Interessen zu stellen, wobei das Weltwirtschaftsforum eine entscheidende Rolle spielte. Das zeigt nochmal ziemlich klar den korrumpierenden Einfluss von öffentlich-privaten Partnerschaften und ihren Effekt auf unsere Gesellschaft.



Wer ist Klaus Schwab?


[...] Wichtig zu erwähnen ist hier, dass Klaus Schwabs Vater ein gewisser Eugen Schwab war. Während des 2. Weltkriegs leitete Eugen Schwab die Ravensburger Zweigstelle eines [Maschinenbau-]Unternehmens namens Escher Wyss, welches unter anderem verschiedene Dinge und Komponenten für die Nazi-Kriegsmaschinerie produzierte, vor allem für das Atombombenprogramm der Nazis. Kurz bevor es zu Verbindungen zum Unternehmen seines Vaters und dem Apartheid-Regime in Südafrika und deren Nuklearplänen kam, hatte Klaus Schwab ein internationales Seminar an der Harvard University besucht, wo er mit seinem Mentor in Kontakt kam: Henry Kissinger. Und wie sich später herausstellte, wurde ebendieses Seminar, an dem Schwab teilnahm, massiv von der Central Intelligence Agency (CIA) finanziert. Es ist äußerst relevant, dass Klaus Schwab im Wesentlichen von Kissinger in einem Geheimdienst-finanzierten Seminar in Harvard rekrutiert wurde, welche historische Verbindungen zur amerikanischen Oberschicht und dem Geheimdienstapparat hat. Danach, Anfang der 70er Jahre, schuf Klaus Schwab das Weltwirtschaftsforum mit Leuten aus dem Kissinger-Netzwerk, wie John Kenneth Galbraith und Herman Kahn, welcher später eine prominente Figur am Hudson Institute wurde, einem äußerst bekannten Think Tanks in Washington D.C., der eher auf Falken-Linie ist ["Falken" oder "Hawks" ist die gängige Bezeichnung für neokonservative Verfechter des US-Imperialismus, also der Position, dass die USA keine andere Weltmacht neben sich duldet, als Weltpolizist (oder auch nur aus Eigeninteresse) über die Politik oder gar Existenz anderer Staaten entscheidet, unabhängig vom Votum der Vereinten Nationen. Und nicht zuletzt: Anti-Kommunismus, der im Kalten Krieg deutlicher präsent war als heute, nun aber durch die Konkurrenz mit dem ehemaligen Entwicklungsland und globalen Aufsteiger China durchaus hier und da wieder getriggert wird, Anm. d. Übers.].

Komisch daran ist, dass John Kenneth Galbraith, Kahn und auch Kissinger als Teil der damaligen Experten hinsichtlich thermonuklearer Krieg und dessen Konsequenzen galten. Es ist insofern interessant, wenn man die historischen Verbindungen Schwabs und seines Vaters mit jenen Atombomben-Programmen bedenkt.

Abgesehen davon waren die ersten Verbindungen des Weltwirtschaftsforums zu Mitgliedern einer Organisation mit dem Namen "The Club of Rome", welcher historisch mit dem Neomalthusianusmus [der Überzeugung, dass die Menschheit schneller wächst als es die Ressourcen des Planeten zulassen, Anm. d. Übers.] und der Idee der Bevölkerungskontrolle verknüpft ist, welche sich sehr stark mit Henry Kissinger überschneidet. Leute, die mit seiner Geschichte vertraut sind, werden wissen, dass er während seiner Zeit als Außenminister für die Erstellung dessen, was als Kissinger-Report bekannt ist, verantwortlich war, welcher im Wesentlichen beschrieb, wie Bevölkerungswachstum im globalen Süden eine Bedrohung für die nationale Sicherheit der USA sei und nach sowohl offenen als auch verdeckten Bemühungen verlangte, die Bevölkerungszahl im globalen Süden zu reduzieren. [...]

Der Club of Rome und sein wichtigstes Dokument "Die Grenzen des Wachstums" waren fest im Fokus bei den frühesten Treffen des Weltwirtschaftsforums. Zu diesem Zeitpunkt wurde das Weltwirtschaftsforum noch nicht so genannt, es wurde ursprünglich gegründet als das European Management Symposium und wurde in der Folge zum Weltwirtschaftsforum.



Was bedeutet "Transhumanismus"?


Es gibt einige verschiedene Definitionen von Transhumanismus, aber ich denke, die wichtigste ist die aus seiner Anfangszeit, weil man die Ideologien erkennen kann, aus denen er stammte. Am Ende des 2. Weltkriegs wurde ein Mann namens Julian Huxley Generaldirektor der UNESCO, der sozialen und kulturellen Körperschaft der Vereinten Nationen. Julian Huxley, vielleicht am besten bekannt als Bruder des Sci-Fi-Autors von unter anderem "Schöne neue Welt", Aldous Huxley. Aber Julian Huxley war tatsächlich für längere Zeit der Präsident der British Eugenics Society und ein glühender Unterstützer der Eugenik [der Ideologie, dass die menschliche Rasse durch Zucht zu besseren Wesen gezüchtet werden könne, wobei "minderwertiges Genmaterial", dass sich in Form von Behinderungen, Homosexualität, aber auch z.B. Alkoholismus, Faulheit oder sonstigen unliebsamen Charakterzügen zeigen würde, aussortiert werden müsste - im freundlichsten Fall durch Fortpflanzungsverbot, bisweilen aber auch durch (Zwangs-)Sterilisation oder Ermordung, prominent geschehen im Dritten Reich, Anm. d. Übers.]. Das spiegelt sich in einem der ersten Dokumente wieder, die er in seiner Position bei der UNESCO verfasst hatte, eine Ausbreitung seiner Vision für die UNO, in der er im Wesentlichen sagte, wir müssten das Undenkbare denkbar machen. Was in Hinblick auf Eugenik ein ziemlich verblüffendes Statement ist, so kurz nach dem Ende des 2. Weltkriegs. Ungefähr ein Jahrzehnt später schrieb Julian Huxley ein Buch mit dem Titel "Neue Flaschen für neuen Wein", worin er den Begriff Transhumanismus prägt und feststellt, dass das bisherige eugenische Ideal sich als Folge von Fortschritten bzw. voraussichtlichen Fortschritten in der Technologie weiterentwickelt habe und dass die neue Eugenik in der Verschmelzung von Mensch und Maschine, in-vivo-Gen-Editierung und einigen anderen dieser "schönen neuen Technologien" bestehe.

Seitdem hat der Transhumanismus an Fahrt aufgenommen. Eine Menge seiner Unterstützer sind Leute die historische Verbindungen zur Eugenik-Bewegung hatten, die Rockefeller-Stiftung etwa ist ein sehr gutes Beispiel dafür. [...] Und Schwab ist der weltweit größte Unterstützer dessen, was er die Vierte Industrielle Revolution nennt - ich meine, er hat den Begriff sogar geprägt - bei der es um die Mensch-Maschine-Symbiose geht und was das für die Industrie bedeutet. Klaus Schwab hat es zwar nicht zwingend selbst gesagt, aber Leute die prominent bei WEF-Jahrestreffen auftreten, zum Beispiel der israelische Historiker Yuval Noah Harari, haben darauf hingewiesen, dass die Vierte Industrielle Revolution sich von vergangenen industriellen Revolutionen unterscheidet. Zum Beispiel gab es in der Industriellen Revolution und im späten 19. Jahrhundert im Wesentlichen zwei Klassen. Es gab die Ausgebeuteten und die Nicht-Ausgebeuteten. Und er sagt, im Kontrast dazu werde es in der die Vierte Industrielle Revolution jetzt stattdessen die Klassen der Nicht-Ausgebeuteten, der Ausgebeuteten... und der Unwichtigen geben. Und er argumentiert, dass es viel besser ist, zu den Ausgebeuteten zu gehören als zu den Unwichtigen. In diesem Szenario werden die Nicht-Ausgebeuteten natürlich die Oligarchen der Gesellschaft sein. Er gibt letztendlich zu, dass die Vierte Industrielle Revolution ein Rezept für Neofeudalismus ist - aber einer, der von extrem invasiver und fortschrittlicher Technologie gesteuert wird.

Andere Punkte, die Klaus Schwab über die Vierte Industrielle Revolution als Verschmelzung unseres physischen Ichs gesagt hat, laufen auf Technologie hinaus, die entweder am Körper getragen wird, wie Wearables, oder Implantierungen im Körper, etwa diese Hirnchips, die von diversen Unternehmen produziert werden. Das bekannteste ist wahrscheinlich Elon Musks Neuralink... und viel von dieser Technologie, speziell Gehirn-Maschinen-Interfaces, werden bekanntlich als hilfreich angepriesen, dass Blinde wieder sehen, Gelähmte wieder gehen können. Und mag sein, dass es in solchen Fällen die Körperfunktionalität wiederherstellt, aber es ist ziemlich offensichtlich von Neuralink, dem WEF und anderen Gruppen, die diese Technologie unterstützen, dass die Idee ist, es großflächig zu kommerzialisieren und dazu zu machen, was das Smartphone heute für die Gesellschaft ist: Normalisiert und ziemlich umfangreich genutzt.

Was bedenklich daran ist... und ich beziehe mich hier wieder auf die Aussagen von Yuval Noah Harari auf WEF-Treffen: Er sagt, an dem Punkt, an dem diese Technologie in Ihre Körper gelangt und in der Lage ist, Ihre Gedanken zu überwachen, überschreitet die Welt die Grenze zu etwas, was er digitale Diktatur nennt, in der die Führung wissen wird, was wir wirklich über sie und über bestimmte Angelegenheiten denken. Und wenn wir nicht zustimmen, enden wir - in seinen Worten - am nächsten Morgen "im Gulag", selbst wenn wir nach außen hin vorgeben, mit der Staatslinie einverstanden zu sein. Das ist ein Rezept für ein Desaster, besonders in den falschen Händen. Und in Hararis Reden auf dem Weltwirtschaftsforum fleht er die Leute auf diesem Treffen, das im Prinzip ein Gipfel der Oligarchien von jedem Winkel der Welt ist, an, diese Technologie in die Hand zu nehmen und es für ihren Vorteil zu nutzen, nicht unbedingt den Vorteil der Allgemeinheit. Insofern ist das definitiv etwas, das sehr genau beobachtet werden sollte.



Was ist die Partnerschaft gegen Cybercrime?


Eine der im Weltwirtschaftsforum angesiedelten ÖPP nennt sich Partnerschaft gegen Cybercrime (Partnership Against Cybercrime). Es geht im Kern um eine Zusammenkunft von Geheimdienst-affinen Tech-Unternehmen, einigen Tech-Unternehmen ohne direkte Verbindungen zu Geheimdiensten, einigen der größten Banken der Welt, vielen Finanzinstitutionen, dem US-Justizministerium, dem FBI, der britischen National Crime Agency und dem israelischen National Cyber Directorate. Diese besondere Partnerschaft wird geleitet von einem Mann namens Tal Goldstein, der einer der strategischen Köpfe des WEF, speziell für alles, was mit Cybersicherheit zu tun hatte, war. Das ist relevant, weil Tal Goldstein ein langjähriger Fixpunkt des israelischen Militärgeheimdienstapparats ist, welcher die Einheit 8200 enthält, Israels Auslandnachrichtendienst, der im großen Stil an illegaler Überwachung beteiligt gewesen ist - nicht nur von Palästinensern in Palästina, sondern auch von Palästinensern auf der ganzen Welt und diversen anderen Leuten, die als feindlich oder bedrohlich für den Staat Israel gesehen werden. Wer damit vertraut ist, wie Israel solche Leute sieht, weiß, dass sie dazu neigen, in solchen Szenarien lieber zum dicken Besen greifen. Und wie ich in meiner Arbeit besonders zuletzt dargelegt habe, tendieren sie dazu, sich auch durch ihre technischen Fähigkeiten in die Geheimdienstapparate und Regierungen weltweit einzuklinken. Wichtig zu Tal Goldstein ist, dass das israelische National Cyber Directorate von ihm gegründet wurde und er zu der Zeit im Wesentlichen der führende Cybersecurity-Stratege für Benjamin Netanyahu war. Ein Teil der damaligen Strategieentwicklung, eine Initiative, an der Tal Goldstein beteiligt war, wurde von israelischen Medien 2019 offen enthüllt. So wie die Medien die von Goldstein entwickelten Pläne beschrieben, handelte es sich um Programme, die vorher "in-house" von israelischen Geheimdiensten wie dem Mossad oder der Einheit 8200 fertiggestellt oder betrieben wurden, aber nun stattdessen von privaten Tech-Konzernen mit Verbindungen zum israelischen Militärgeheimdienst durchgeführt werden sollten. Für die, die mit der Materie vertraut sind: Es gibt eine wirklich massive Schnittmenge zwischen Alumni-Veteranen der Einheit 8200 in Israels Militärgeheimdienst und Israels gigantischem, weltweit einflussreichen Tech-Sektor.

Der Architekt einer Konstruktion, bei der der größte Teil von Israels privater Tech-Industrie zu einer Front der israelischen Geheimdienste umgebaut wurde, ist also nun genau die Person, die die einflussreichste öffentlich-private Partnerschaft für Cybersicherheit beim Weltwirtschaftsforum leitet, unter Beteiligung einiger privater Firmen und Geheimdienste wie dem FBI, den britischen und israelischen Diensten.

Was ist das Ziel der Partnerschaft gegen Cybercrime? Da gibt es mehrere Dinge, aber eines ihrer Themen, das das sie vorantreiben, ist wirklich erstaunlich - im schlimmsten Sinne. Sie behaupten, dass es nur ein paar entscheidende Wege gebe, wie diese Partnerschaft Cyberverbrechen aufhalten könne.

Einer ist die komplette Beseitigung der Anonymität im Netz, was zur totalen Überwachung der Internetaktivität von allem und jedem führen würde.

Der zweite ist eine Zusammenlegung von Wall Street, Wall-Street-Aufsichtsbehörden und Geheimdienstagenturen, was laut ihnen Cybercrime im Finanzbereich verhindern würde. Aber ganz offensichtlich wäre es ein großer Vorteil für die Wall Street und die Geheimdienste. Wenn man sich weit genug zurückerinnert, an die Gründung des Sicherheitsstaates in den USA mit Einrichtungen wie der CIA und ihres Vorgängers, dem Office of Strategic Services, dann wird einem auffallen, dass die Wall Street schon damals in diesem Umfeld sehr präsent war. Einflussreiche Figuren in dieser Anfangszeit waren Anwälte der Wall Street oder anderweitig mit ihr verbunden. Und diese Verbindung würde noch weiter ausgebaut, wenn man dieses Machtzentrum mit der Bankenaufsicht verschmelzt. Das ist für Leute, die eine gesetzliche Kontrolle von Geheimdiensten und Wall Street wollen, natürlich ein Desaster.

Das also sind die Pläne, die im Weltwirtschaftsforum verfolgt werden und leider nicht genügend Aufmerksamkeit bekommen. Es gibt viel Unzutreffendes, was über das WEF gesagt wird, seit es in den letzten drei Jahren in manchen Kreisen ziemlich berüchtigt geworden ist. Aber es gibt eine sehr rationale Begründung, warum diese Gruppe ruchlos ist, und unglücklicherweise wird es in vielen unabhängigen Medien nicht ausreichend beleuchtet.



Was sind die Implikationen dieser Massenüberwachungspläne?


Wir haben in den USA, in Israel und anderen Ländern den Einsatz von Massenüberwachung als einen Versuch, Dissenz zu beobachten, gesehen. Das hängt natürlich auch mit Bemühungen zusammen, Gegenstimmen in vielen Fällen auszumerzen. Und vieles hiervon wird gemeinsam vom Tech-Sektor in Israel und dem Silicon Valley in den USA erledigt, wobei ersterer wie gesagt eng mit dem israelischen Sicherheitsstaat verwoben ist und sich das gleiche auch für das Silicon Valley in Bezug auf den US-Sicherheitsstaat sagen lässt. Tatsächlich dienen die meisten Tech-Unternehmen, die prominentesten Akteure im Silicon Valley als wichtige Vertragspartner entweder des Militärs oder der Geheimdienste, in einigen Fällen auch beides. Viele Daten, die von diesen Unternehmen gesammelt werden, fließen ausnahmslos an unsere nationalen Sicherheitsdienste weiter. Zudem gibt und gab es eine große Zusammenarbeit zwischen den USA, Israel und Großbritannien in dieser Angelegenheit. Was wir schließlich sehen ist eine Anstrengung, Informationen über Leute zu sammeln und zu entscheiden, wer eine mögliche Gefahr für den Staat sei und wer nicht, was im Netz gesagt wird und so weiter. In den USA und Großbritannien gibt es Bestrebungen, mehr oder weniger etwas einzuführen, was euphemistisch als "Predictive Policing" ("Vorausschauende Polizeiarbeit") bezeichnet wird, was runtergebrochen Vorkriminalität bedeutet. Die Idee ist, dass KI-Algorithmen (die natürlich speziellen Firmen gehören, die ein Vertragsverhältnis mit den Sicherheitsbehörden eingehen werden) möglichst viele Daten, die vorher von großen Tech- und ähnlichen Unternehmen aus unserer Internetaktivität gezogen wurden, dazu verwenden, uns zu profilieren und zu entscheiden, ob wir in Zukunft vielleicht irgendeine Art von Verbrechen begehen könnten. Das wurde von Leuten wie Jared Kushner während der Trump-Regierung unter dem Stichwort "HARPA" ins Spiel gebracht, einem "Health DARPA"-Equivalent. Und diese Einrichtung wurde dann später während der Biden-Regierung tatsächlich geschaffen, aber ARPA-H statt HARPA genannt, um die beiden Initiativen voneinander zu distanzieren. Aber sie haben die gleichen Urheber und im Kern den gleichen Inhalt. Eines der Hauptprogramme des HARPA-Modells zielte darauf ab, das Social-Media-Verhalten der Amerikaner auf etwas zu überwachen, was sie als frühe Anzeichen neuropsychiatrischer Gewalt bezeichneten, um Gewalttaten aufzuhalten, bevor sie passieren können. Es ist im Prinzip "Predictive Policing", was von Unternehmen wie Palantir genutzt wurde, die sehr stark mit der CIA verbandelt sind und sowohl in den USA als auch im Vereinigten Königreich eine übergroße Rolle in den letzten Jahren gespielt haben. In Sachen Data Mining beispielsweise haben die NHS eine massive Partnerschaft mit Palantir, ebenso die HHS in den USA. Und in den Vereinigten Staaten ist Palantir nach meinem Wissen Vertragspartner aller 18 US-Geheimdienste. Außerdem ist Palantir - zusätzlich zu ihrem in New Orleans gesteuerten "Predictive Policing", das rassistich voreingenommen und deshalb stark in Kritik geraten war - eines der Hauptorgane des US-Sicherheitsstaates, wenn es darum ging, Leute darauf zu überwachen, wer ein mutmaßlicher Dissident ist und wer nicht. Das entwickelt sich also letztendlich in einen noch umfassenderen Krieg gegen Widerspruch, der von den Sicherheitsbehörden der USA, Großbritanniens und Israels ausgebrütet wird. Und ich denke, ebenso auch in anderen Ländern. Aber wenn man sich die Verbindungen bei dieser speziellen Agenda zum Weltwirtschaftsforum und derlei Körperschaften ansieht, offenbart sich ein Bestreben zur innerstaatlichen Kontrolle dieser Länder im Einklang mit dieser Technologie.

Diese Idee die Überwachung nicht wie bisher von außen durchzuführen, sondern auch innerhalb des Körpers wird maßgeblich vom Weltwirtschaftsforum vorangetrieben und diskutiert. Was man auch auf ihrem letzten Jahrestreffen sehen konnte, wo es zum Beispiel ein Panel über die Zukunft von Gehirntransparenz gab und wie durch das Tragen von kabellosen Kopfhörern und anderer Technologien, die schon heute im großen Stil am Körper getragen werden, verschiedene Institutionen - Geheimdienste, Big Tech und andere verwandte Gruppen - Zugang zu Daten haben, die genutzt werden können, um unseren Gehirnzustand zu lesen und zu interpretieren. Und bei diesem Treffen wurde argumentiert, dass solche technischen Fortschritte zu vielen Zwecken genutzt werden können, inklusive Verbrechensbekämpfung. Wenn man das Konzept des "Predictive Policing" und die Fusion von Big Tech und nationalen Sicherheitsbehörden hier mitbedenkt, verheißt das nichts gutes. Wenn wir die Überwachung an und in unserem Körper zulassen, überschreiten wir eine rote Linie in Richtung einer technologisch befeuerten Dystopie, von der man beim Weltwirtschaftsforum letztlich zugegeben hat, dass dies in einer digitalen Diktatur resultiert, der man - einmal implementiert - nahezu unmöglich entkommen kann. Es ist also wirklich unsere Aufgabe, uns hier schlau zu machen über diese Initiativen, wie diese Maßnahmen in unseren jeweiligen Ländern, Regionen und Orten ausgebaut werden. Und verschiedene Wege zu finden, wie man sie aufhalten kann. Der offensichtlichste Weg ist natürlich, diese Technologien nicht mitzumachen oder zu verwenden, die auf diese Weise zur Überwachung genutzt werden können. Viele dieser Technologien werden ja als bequem angepriesen und manches davon mag zwar bequem sein, aber es gibt andere Dinge, die man tun kann. Vielleicht die Nutzung von einigen dieser hochentwickelten Technologien auf Dinge umzustellen, die genauso gut funktionieren, aber eben nicht versuchen, etwa unsere Hirnaktivität zu überwachen und dergleichen. Denn je mehr von uns das nicht mitmachen, desto weniger erfolgreich wird diese Agenda sein.


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Gelegentlich übersetze ich ausländische Beiträge aus verschiedenen Sprachen, die ich interessant oder wichtig finde, um sie einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Die in den Übersetzungen geäußerten Positionen stammen allein von den ursprünglichen Verfassern und spiegeln nicht zwangsläufig meine eigenen Ansichten wieder. Weitere Beiträge finden Sie unter der Kategorie "Übersetzungen".

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