Vergangene Woche hat der US-amerikanische Comedian und Podcast-Host Jimmy Dore den Präsidentschaftskandidaten Robert F. Kennedy Jr. für einen Live-Interview in seiner Sendung "The Jimmy Dore Show" eingeladen. Dore sprach mit Kennedy über verschiedene Themen wie z.B. die US-Kriegswirtschaft, die Inkonsequenz der Politik beim Thema Klimawandel, die Situation an der Grenze zu Mexiko, aber auch Gesundheit und Ernährung. Am meisten Wellen haben allerdings Kennedys Aussagen zu Israels Umgang mit den Palästinensern geschlagen. Schließlich positioniert sich der Umwelt- und Gesundheitsaktivist auch als Kandidat des Friedens, der die zerklüftete US-Gesellschaft wieder zusammenführen möchte. Der Krieg in der Ukraine müsse nach seiner Vorstellung ebenso schnell beendet werden wie drohende militärische Eskalationen mit China oder die Einmischung Washingtons in die Politik seiner südlichen Nachbarstaaten. Wie das allerdings mit einer pro-zionistischen Haltung zu Israel - Washingtons Brückenkopf im Orient - vereinbar ist, bereitet aktiven und (nun) ehemaligen Unterstützern Kennedys Kopfzerbrechen. Distanzierung von Roger Waters Es ist nicht das erste Mal, dass er in dieser Hinsicht auffällt und Kritik einstecken muss. Anfang Juni war RFK Jr. zunächst dem Musiker Roger Waters zur Seite gesprungen, als bekannt wurde, dass die deutsche Polizei gegen Waters ermittelte. Dieser wurde nach seinen Auftritten in Berlin am 17. und 18. Mai beschuldigt, sich der Volksverhetzung strafbar gemacht zu haben, weil er auf der Bühne in Kleidung und Rolle eines wahnsinnigen Faschisten schlüpfte: "„Die Elemente meines Auftritts, die in Frage gestellt wurden, sind ganz klar ein Statement gegen Faschismus, Ungerechtigkeit und Bigotterie in all ihren Formen“, heißt es in einem Statement, das ein Anwalt Waters' am Samstag veröffentlichte. „Die Darstellung eines gestörten faschistischen Demagogen ist seit Pink Floyds „The Wall“ im Jahr 1980 ein Merkmal meiner Shows“, wird Waters weiter zitiert. „Der Versuch, diese Elemente als etwas anderes darzustellen, ist unaufrichtig und politisch motiviert.“ Auf Videos in sozialen Medien ist Waters in einem langen schwarzen Mantel mit Schulterklappen und einer roten Armbinde zu sehen, auf der ein weißer Kreis mit einem Symbol abgebildet ist. Zwei in Schwarz gekleidete Männer überreichen ihm das Imitat einer Schusswaffe, mit dem er anschließend um sich schießt. „Diese Zusammenstellung der Bekleidung sah einer SS-Uniform sehr ähnlich“, sagte ein Polizeisprecher gestern. Bei dem Symbol habe es sich allerdings nicht um ein Hakenkreuz gehandelt. „Der Anfangsverdacht liegt vor, da die Kleidung dazu geeignet ist, die Würde der Opfer des Nationalsozialismus zu verletzen, den Nationalismus zu verherrlichen und den öffentlichen Frieden damit zu stören“, sagte der Behördensprecher. [...] Waters betont in seinem neuen Statement, er habe sein „ganzes Leben damit verbracht, mich gegen Autoritarismus und Unterdrückung auszusprechen, wo immer ich sie sehe. In meiner Kindheit der Nachkriegszeit wurde in unserem Haus oft der Name Anne Frank genannt, sie wurde zu einer ständigen Erinnerung daran, was passiert, wenn Faschismus sich ungehemmt ausbreitet. Meine Eltern kämpften im Zweiten Weltkrieg gegen die Nazis, wobei mein Vater den höchsten Preis zahlte.“ Waters wurde zuletzt immer wieder Antisemitismus vorgeworfen. Bundesweit hat es viel Kritik an den Konzerten des britischen Musikers gegeben. In Frankfurt etwa sollte Waters' Konzert am 28. Mai wegen Antisemitismus-Vorwürfen zunächst abgesagt werden. Der 79-jährige Sänger hatte aber gegen den Beschluss geklagt und Recht bekommen. Das Frankfurter Verwaltungsgericht berief sich in seiner Entscheidung unter anderem auf die Kunstfreiheit. [...]"
Kurze Zeit später nahm RFK Jr. seinen unterstützenden Tweet allerdings zurück und stellte klar, dass er im Vorfeld nicht über Waters' kritische Haltung zu Israels Politik im Bilde gewesen sei und sich sein Lob auf Waters' Ablehnung gegenüber Krieg und übergriffigen Maßnahmen während der Covid-Jahre bezog, ebenso auf dessen Unterstützung für Julian Assange. Was die Kritik an Tel Aviv betrifft, da sehe Kennedy hingegen eine Doppelmoral, nach der Waters Israel gegenüber härter sei als gegenüber den umliegenden arabischen Staaten und deren politischer und Menschenrechtslage: "Er beschuldigte Waters und Israels Kritiker, "mit zweierlei Maß zu messen", nur wenige Tage nachdem er ihn für seinen Kampf gegen "die Hohepriester der totalitären Orthodoxien" gelobt hatte.
"Menschen, die die israelische Politik kritisieren, sollten nicht als antisemitisch bezeichnet werden", sagte Kennedy, "aber Menschen, die bei der Beurteilung Israels andere Maßstäbe anlegen als bei der Beurteilung eines arabischen Landes - ich glaube, da haben Sie eine Grenze überschritten, und ich glaube, dass Roger das tut."
Er betonte, dass er "Roger Waters weiterhin für seine mutigen Positionen zur Ukraine, zu Julian Assange und zu COVID bewundere". Aber "weil das Thema so sensibel und radioaktiv für die Menschen ist", sagte Kennedy, dass er "keine Gelegenheit für die Menschen lassen wollte, das misszuverstehen", wofür er Waters speziell lobte."
Beschuss ziviler Ziele "niemals freiwillig", israelische Apartheid nur ein Missverständnis von Linksliberalen
In der halben Stunde, die Kennedy bei Jimmy Dore über Israel und Palästina sprach, beschwor er diesmal allerdings weit mehr als nur einen Appell zur Konsequenz. Schon im Vorfeld trat er mit dem "berühmtesten Rabbi Amerikas", Shmuley Boteach, in New York auf, denn es gäbe, so Kennedy via Twitter... "...in der Demokratischen Partei einen alarmierenden Trend, Israel als Apartheidstaat zu bezeichnen. Diese Rhetorik ist gefährlich und ungenau. [...] Es ist an der Zeit, die Dinge richtig zu stellen."
Im Interview (ab Minute 4:25) betonte Kennedy weitergehend: "Es gibt dieses Narrativ, besonders im linksliberalen Lager, Israel als eine Art Besatzungsnation zu portraitieren, die auf palästinensischem Land sitzt - was von Anfang bis Ende eine Lüge ist." "Von Anfang bis Ende eine Lüge"... das dachte sich auch Dore, welcher Kennedy während des Interviews kaum unterbrach, da sein Gast seine Argumentation unfassbar unbeirrt vortrug. Einerseits hatte Dore, wie er hinterher erklärte, bei Kennedys Rückgriff auf die Geschichte Palästinas direkt das Gefühl gehabt, völlig ahnungslos zu sein und somit besser erst einmal zuzuhören, andererseits habe Kennedy auch einfach "so viel Bullshit" um sich geworfen, dass Dore gar nicht wusste, wo er ansetzen sollte. Als Kennedy allerdings - wieder einmal - behauptete, die israelischen Streitkräfte würden niemals zivile Ziele angreifen, wurde es Dore schließlich doch zu bunt und er entgegnete, dass dies nicht stimme. Immerhin hatte er in seiner Show selbst schon mehrfach über solche Fälle gesprochen, weshalb ihn in diesem Moment wieder eine argumentative Sicherheit überkam, Kennedys Ausführungen zumindest in diesem Punkt angreifen zu können. Kennedy milderte dann seine Aussage etwas ab, dass nämlich solche Angriffe zumindest "nicht vorsätzlich" ausgeführt würden.
Kennedy vs. Blumenthal ... Ja? Nein? Vielleicht? Dore konnte Kennedy zwar nicht so in die Zange nehmen, wie er es gerne gekonnt hätte, dafür hatte er allerdings die kluge Idee, seinem Gast ein Gespräch mit dem Grayzone-Chefredakteur und wiederkehrenden Show-Gast, dem jüdischen US-Journalisten Max Blumenthal vorzuschlagen. Blumenthal hatte schon im Vorfeld, als Kennedy mit Rabbi Shmuley in Erscheinung trat, diesen Auftritt Kennedys kritisiert: "Ein Wahlkampf, der als trotzige Breitseite gegen den Kriegsstaat und den Zensur-Industriellen Komplex begann, hat sich plötzlich zu einem bellizistischen Manöver der Anbiederung an reiche Likudniks entwickelt, die einen Krieg mit dem Iran, die permanente gewaltsame Einlagerung von Palästinensern und die Kriminalisierung von Aktivismus, der die israelische Apartheid in Frage stellt, anstreben.
Der Gastgeber von RFK Jr. war Shmuley Boteach, ein professioneller Race Hustler und mutmaßlicher Finanzbetrüger, der die Existenz seiner Ein-Mann-Politikoperation dem Vermögen von Sheldon Adelson verdankt, dem verstorbenen ultra-zionistischen Oligarchen, der zum Abwurf einer Atomwaffe auf den Iran aufrief.
Falls RFK nicht ein riesiges Bündel Knete in die Hand gedrückt wurde, um sich bei Shmuley einzuschleimen, hat er sich umsonst blamiert, denn er war eindeutig überfordert.
Während einer weitschweifigen, militaristischen Tirade bezeichnete er Hijabs als "Habibs", sprach "Tschetschenien" aus, als hätte er bis zwanzig Minuten vor der Veranstaltung noch nie von diesem Ort gehört, und bot eine Geschichte der Entstehung Israels, die so cartoonhaft propagandistisch war, dass sie Alan Dershowitz wie Ilan Pappe aussehen ließ.
Die brigadegroße Invasion der israelischen Armee in Dschenin, bei der sie Gebäude mit Kampfflugzeugen bombardierte und Bulldozer mitten durch ein Flüchtlingslager fahren ließ, verteidigte RFK Jr. aus eigenem Antrieb - oder er wurde dazu angehalten. Er bezeichnete die gesamte Stadt als "eine Bombenfabrik" und rechtfertigte die Invasion mit den Worten, dass "praktisch hundert Prozent der Menschen dort den Terrorismus unterstützen". Laut RFK ist "jeder [in Dschenin] an der Herstellung von Bomben beteiligt" - es gebe dort überhaupt keine Zivilisten, daher sind alle legitime Ziele.
Er schien nicht zu wissen, dass die palästinensische Kampagne der Selbstmordattentate vor mehr als 15 Jahren endete oder dass es der Palästinensischen Autonomiebehörde [PA] rechtlich verboten ist, Palästinenser vor israelischer Gewalt zu schützen - ihre Hauptaufgabe ist es, als Subunternehmer der Besatzer zu agieren. Laut RFK Jr. verfolgt die PA eine offizielle "Pay-to-slay-Politik", die besagt: "Wer einen Juden tötet, erhält eine lebenslange Belohnung." Sogar professionelle AIPAC-Lobbyisten schrecken vor dieser Art von unbegründeten Beschimpfungen zurück.
Das halbgare Haschisch eskalierte von da an, als RFK Jr. Richard Kemp zitierte, einen ehemaligen britischen Armeeoffizier, der von den Honoraren der Israel-Lobby lebt, um zu behaupten, "das Verhalten der IDF, der israelischen Verteidigungskräfte, wenn sie in die palästinensischen Gebiete gehen, ist jenseits von allem auf der Welt."
Während israelische Armeekommandeure offen an der Dahiya-Doktrin festhalten, die nach dem Beiruter Viertel benannt ist, das Israel 2006 dem Erdboden gleichmachte, und die dazu aufruft, arabische Zivilisten ins Visier zu nehmen, um sie gegen ihre Führung aufzubringen, bestand RFK Jr. darauf, dass Israels Politik darin besteht, "zivile Opfer zu vermeiden" - es würden ausschließlich militärische Ziele angegriffen.
Es ist schwer zu glauben, dass RFK Jr.'s ahistorische, kriegerische Linie zu Israel-Palästina nicht von einem pro-israelischen Milliardär gekauft und bezahlt wurde. Das bedeutet, dass er genauso korrumpierbar ist wie jeder Democrat oder GOP-Schreiberling. Aber wenn er tatsächlich glaubt, was er sagt, ist er mindestens genauso kriegsbefürwortend wie sie."
Dementsprechend hatte Blumenthal auch nicht geschlafen, als Kennedy nun bei Jimmy Dore nicht nur seine Positionen wiederholte, sondern - explizit darauf angesprochen - Blumenthal unterstellte, beim Thema Israel nicht objektiv zu berichten. Da wäre es natürlich doppelt angebracht, dass Kennedy ihm dies nochmal mit Belegen persönlich vorführt. Zuerst hatte er auch zugesagt: "Ja, ich würde sehr gerne mit Max sprechen."
Nur: Damit war die Sache noch lange nicht in trockenen Tüchern. Vor der Kamera redet man viel, wenn die Live-Sendung lang ist, sozusagen. Blumenthal meldete sich am 3. August zu Wort, wie die Sachlage hinter der Kamera aussah: "Einen Tag, nachdem der demokratische Präsidentschaftskandidat Robert F. Kennedy Jr. dem Vorschlag des Komikers und Podcaster Jimmy Dore zugestimmt hatte, mit dem Chefredakteur von The Grayzone, Max Blumenthal, einen öffentlichen Dialog über Israel-Palästina zu führen, hat Kennedys Kampagne die Diskussion abgesagt.
Während eines Telefongesprächs mit dem Grayzone-Korrespondenten Liam Cosgrove am 1. August erklärte die Kommunikationsdirektorin der RFK Jr.-Kampagne, Stephanie Spear: "[Kennedy] wird nicht mit Max Blumenthal debattieren... Er wird mit niemandem debattieren. Er kandidiert für das Präsidentenamt."
"Sie hören mir nicht zu", betonte sie. "Wir werden es nicht tun, okay?"
Stunden nach ihrem Telefonat mit Cosgrove setzte sich Spear direkt mit Blumenthal in Verbindung, um ihm zu erklären, dass Kennedy bis zum Frühjahr 2024, wenn die ersten fünf Vorwahlen vorbei sind, keiner öffentlichen Diskussion mit dem Herausgeber von The Grayzone zustimmen würde.
Als scheinbaren Trost bot sie Blumenthal ein inoffizielles Telefongespräch mit dem Kandidaten an.
Obwohl Blumenthal nie auf einer formellen Debatte bestand, sondern eher auf ein Live-Interview, wie es Kennedy populären Medienfiguren wie Dore, Glenn Greenwald und Briahna Joy Gray gewährt hat, erklärte Spear wiederholt, dass der Kandidat mit niemandem außer dem Präsidenten der Vereinigten Staaten debattieren würde, bis die ersten fünf Vorwahlen abgeschlossen sind.
"Wir sprechen verschiedene demografische Gruppen an, und wir sprechen auch verschiedene Themen an", betonte Spear. "Es ist also wirklich eine strategische Sache, und wir wollen mit Präsident Biden debattieren. Er ist ein demokratischer Kandidat, darauf warten wir." "
Als Jimmy Dore dann später Max Blumenthal in seine Sendung einlud, um über Kennedys Ausführungen zu sprechen, teilte er mit, dass Kennedy die Zusage für ein gemeinsames Gespräch nochmal bekräftigt habe - er habe Dore angeschrieben: "Ich werde ein Interview mit Max machen."
Auf Nachfrage antwortete Blumenthal: "Nun, das ist unter dem Gesichtspunkt der Kommunikationsstrategie sehr verwirrend und nicht das, was man von einer Kampagne sehen will, die viel Geld einsammelt und sich als ernsthaft präsentiert. Man möchte eine kohärente Kommunikationsstrategie. Seine Komm-Direktorin sagt das eine, er sagt dir privat das andere. Also ich hoffe, dass sie es kapieren. Und er sollte mit mir sprechen, denn er sollte seinen Worten Taten folgen lassen; er sagte, meine Berichterstattung sollte hinterfragt werden, also: Sei bei The Grayzone dabei oder wir finden ein anderes Forum und hinterfrag meine Berichterstattung. Ich habe Jahre damit verbracht, aus dem Inneren des besetzten Palästinas, aus dem Gaza-Streifen, dem besetzten Ost-Jerusalem, der besetzten West-Bank und von innerhalb der jüdisch-israelischen Gesellschaft zu berichten, was in meinem Buch "Goliath" kulminiert ist. Ich habe den militärischen Überfall auf den Gaza-Streifen 2014 behandelt, bei dem ganze Nachbarschaften zerstört wurden, 551 Frauen und Kinder getötet wurden. Ich saß mit den Familien der Opfer zusammen, koproduzierte eine Dokumentation, führte Regie und schrieb sie - sie heißt "Killing Gaza". Sie ist im Netz, jeder kann sie anschauen. Falls Robert Kennedy Jr. jetzt zuschaut: Er sollte sie sich ansehen, bevor er sich auf das Gespräch mit mir einlässt. Denn ich denke nicht, dass er die Position von Palästinensern berücksichtigt hat, die diese alptraumhafte Kavallerie aus Besatzung und ethnischer Säuberung, über 70 Jahre hinweg, durchlebt haben. Und ich habe ein Buch darüber geschrieben, "Der 51-Tage-Krieg". Und deshalb denke ich, dass ich geeignet bin, eine Position zu repräsentieren, die von einem Präsidentschaftskandidaten vertreten werden muss, der tatsächlich alle Amerikaner vereinen und dieses Land repräsentieren will, anstatt einer ausländischen Apartheidsregierung und seiner Lobby-Abteilungen innerhalb der Vereinigten Staaten. Bobby Kennedy engagierte bzw. sagte, sein Israel-Direktor sei Morton Klein von der Zionist Organization of America - jemand, der Palästinenser als "dreckige Araber" bezeichnet. Inwiefern eint das die Amerikaner? Es gibt viele Araber und Palästinenser in den Vereinigten Staaten, die auch gehört werden wollen. Wie repräsentiert es sie, wenn er bestreitet, dass Palästinenser jemals ethnische Säuberungen erleiden mussten? Dass sie jemals unter dem israelischen Militär leiden mussten? Er hat bestritten, dass die militärische Besatzung durch Israel überhaupt existiert!
Was er in deiner Show gesagt hat, erzürnt mich. Aber wenn er gewillt ist, sich mir in bester Absicht zu stellen, können wir immer noch ein zivilisiertes Gespräch führen. Er kann meine Berichterstattung hinterfragen und ich kann aufzeigen, wo er meiner Meinung nach faktisch falsch liegt, und ich werde meine Berichterstattung darauf ausrichten."
Wann das Gespräch nun also stattfinden wird, ist zum Zeitpunkt dieses Beitrags noch unklar. Kennedy sollte sich aber beeilen, um keine noch schlechtere Figur zu machen als sich ohnehin schon nicht mehr vermeiden lässt.
Nicht ein Satz ohne Lüge?
Was Jimmy Dore aus dem Stand hätte liefern müssen, um Blumenthals Position an dessen Stelle gerecht zu werden, zeigten sowohl die folgende, gemeinsame Nachlese des Kennedy-Interviews wie auch der zuvor gesendete Grayzone-Freitagslivestream. In letzterem hatten Blumenthal und sein kannadischer Kollege Aaron Maté, ebenfalls Jude, sich bereits an Kennedys Aussagen entlanggehangelt, wobei praktisch kein Satz unkommentiert blieb. Was der Präsidentschaftskandidat im Einzelnen alles gesagt hat, welche Kritik es daran jeweils gegeben und wer nun in der Sache Recht hat, würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen - zumal auch ich nicht alle Details auf die Schnelle überprüfen kann. Das wäre Anlass und vor allem Stoff genug für einen eigenen, umfassenden Hintergrund-Beitrag.
Zwei Aussagen seien hier jedoch erwähnt, die sich leicht widerlegen bzw. problematisieren lassen. Wie oben erwähnt sieht Kennedy in der Charakterisierung Israels als Apartheids- und Besatzerstaat nur die wirre Vorstellung irgendwelcher Linksliberaler. Zu diesen zählt er dann scheinbar auch die Vertreter im UN-Sicherheitsrat, die z.B. 1967 in der Resolution 242 wörtlich festhielten:
"Der Sicherheitsrat, mit dem Ausdruck seiner anhaltenden Besorgnis über die ernste Situation im Nahen Osten, unter Betonung der Unzulässigkeit des Gebietserwerbs durch Krieg [...]
1. erklärt, dass die Verwirklichung der Grundsätze der Charta die Schaffung eines gerechten und dauerhaften Friedens im Nahen Osten verlangt, der die Anwendung der beiden folgenden Grundsätze einschließen sollte:
I) Rückzug der israelischen Streitkräfte aus (den) Gebieten, die während des jüngsten Konflikts besetzt wurden;
[...]"
Nun braucht man eigentlich nur auf eine Karte zu schauen, welche der damals besetzten Gebiete noch heute unter israelischer Kontrolle stehen bzw. wo neue, illegale Siedlungen entstehen...
Und was ist hinsichtlich des Apartheid-Vorwurfs mit bestätigenden Einschätzungen von Human Rights Watch oder Amnesty International? Sind diese kritischen Urteile über einen wichtigen US-Verbündeten auch nur ein Missverständnis? Und, Stichwort Siedlungen: Die Golan-Höhen wären laut Kennedy längst an Syrien zurückgegeben worden. Da wird man sich in Damaskus sicher verdutzt die Augen gerieben haben, hat der wieder ins Amt zurückgekehrte, israelische Premierminister Benjamin Netanyahu doch 2019 erst die Einweihung der "Trump Heights", einer illegalen Siedlung auf besetztem Land zu Ehren des "Freund Israels" und damaligen US-Präsidenten Donald Trump, zelebriert. Der nach wie vor amtierende Präsident Baschar al-Assad hätte wohl den Teufel getan, ausgerechnet einem US-Präsidenten auch nur irgendwas auf syrischem Boden zu erlauben. Allein das hätte Kennedy ins Grübeln bringen müssen...
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