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Was ist dran an den Pentagon-Leaks?

Am 6. April meldete die New York Times, dass eine Reihe geheimer Dokumente aus dem US-Verteidigungsministerium an die Öffentlichkeit gelangt seien, welche u.a. Informationen über Waffenlieferungen an Kiew, die Ausbildung ukrainischer Truppen und die Verluste auf beiden Seiten der Kriegsfront beinhalten. Anonyme Analysten und US-Beamte werden nicht müde, sich damit zitieren zu lassen, wie schädlich dieser Leak doch sei. Aber genau das weckt den Eindruck, dass an dem Leak was faul sein könnte.


Der NYT-Artikel beginnt wie folgt (Fettungen durch mich):


"Klassifizierte Kriegsdokumente, die geheime amerikanische und NATO-Pläne für den Aufbau des ukrainischen Militärs im Vorfeld einer geplanten Offensive gegen russische Truppen enthielten, wurden diese Woche in sozialen Medien gepostet, sagten hochrangige Beamte der Biden-Administration.

Das Pentagon untersucht derzeit, wer hinter der Veröffentlichung der Dokumente steckt, die auf Twitter und Telegram, einer in Russland weit verbreiteten Plattform mit mehr als einer halben Milliarde Nutzern, auftauchten.

Militäranalysten zufolge wurden die Dokumente offenbar in einigen Teilen gegenüber ihrem ursprünglichen Format verändert, wobei die amerikanischen Schätzungen der ukrainischen Kriegstoten zu hoch und die Schätzungen der getöteten russischen Truppen zu niedrig angesetzt wurden.

Die Änderungen könnten auf eine Desinformationskampagne Moskaus hindeuten, so die Analysten. Aber die Enthüllungen in den Originaldokumenten, die als Fotografien von Diagrammen mit voraussichtlichen Waffenlieferungen, Truppen- und Bataillonsstärken und anderen Plänen erscheinen, stellen einen bedeutenden Bruch der amerikanischen Geheimdienste bei den Bemühungen zur Unterstützung der Ukraine dar.

[...]

Die Dokumente enthalten keine konkreten Schlachtpläne, wie, wann und wo die Ukraine ihre Offensive starten will, die nach Angaben amerikanischer Beamter wahrscheinlich im nächsten Monat oder so stattfinden wird. Und da die Dokumente fünf Wochen alt sind, bieten sie nur eine Momentaufnahme - die amerikanische und ukrainische Sichtweise vom 1. März, was die ukrainischen Truppen für die Kampagne benötigen könnten.

Für das geschulte Auge eines russischen Kriegsplaners, Feldgenerals oder Geheimdienstanalysten bieten die Dokumente jedoch zweifellos viele verlockende Hinweise und Erkenntnisse. Die Dokumente erwähnen zum Beispiel die Ausgaben für HIMARS - von den Amerikanern gelieferte hochmobile Artillerieraketensysteme, mit denen Ziele wie Munitionslager, Infrastruktur und Truppenkonzentrationen aus der Ferne angegriffen werden können. Das Pentagon hat sich nicht öffentlich dazu geäußert, wie schnell die ukrainischen Truppen die HIMARS-Munition einsetzen; die Dokumente tun dies."


Also wir halten fest: Anonyme hochrangige US-Regierungsbeamte machen darauf aufmerksam, dass Geheimdokumente geleakt wurden und im Netz zirkulieren - unter anderem auf Telegram, einer weltweit verfügbaren Social-Media-Plattform, aber es war aus irgendeinem Grund erwähnenswert, dass sie explizit in Russland viel genutzt wird. Anonyme Analysten vermuten, die Dokumente könnten selektiv verändert worden sein. Ob dem so ist, ließe sich schnell herausfinden: Falls die Dokumente echt sind, bräuchte man da nicht spekulieren, das Pentagon könnte sie einfach mit den eigenen Unterlagen abgleichen. Doch es geht noch weiter mit den anonymen Mutmaßungen:


"Es war unklar, wie die Dokumente in die sozialen Medien gelangten. Aber pro-russische Regierungskanäle haben die Briefing-Folien geteilt und in Umlauf gebracht, so Militäranalysten.

Die Analysten warnten davor, dass die von russischen Quellen veröffentlichten Dokumente selektiv verändert werden könnten, um die Desinformation des Kremls darzustellen.

"Unabhängig davon, ob diese Dokumente authentisch sind oder nicht, sollte man mit allem, was von russischen Quellen veröffentlicht wird, vorsichtig sein", sagte Michael Kofman, der Direktor für russische Studien bei CNA, einem Forschungsinstitut in Arlington, USA. [...]

Dennoch schienen Teile der Dokumente authentisch zu sein und würden Russland wertvolle Informationen wie Zeitpläne für die Lieferung von Waffen und Truppen, Zahlen zum ukrainischen Truppenaufbau und andere militärische Details liefern, so die Analysten. [...]

Dass die Dokumente auf einem weit verbreiteten Social-Media-Kanal gepostet werden konnten und vermutlich in die Hände russischer Beamter gelangten, ist ein großer Coup für Moskau zu einer Zeit, in der Russland bei der nachrichtendienstlichen Erfassung in der Ukraine hinter den Vereinigten Staaten zurückzubleiben schien."

Geht es nur mir so oder haben Sie auch ein wenig den Faden verloren, an welchem Punkt der Ereignisse der Kreml jetzt genau beteiligt gewesen sein soll? Muss ich mir die These der namenlosen Analysten so vorstellen, dass jemand aus dem Pentagon die Unterlagen in sozialen Netzwerken geleakt hat, der russische Geheimdienst hat das erfahren, die Dokumente gesichtet, stellenweise verfälscht und dann in manipulierter Form selber nochmal "geleakt"? Was bedeuten würde, dass irgendwo im Netz noch die unverfälschten Leaks herumschwirren und für jeden, der sie finden will, beweisen könnten, welche Passagen von Moskau verändert worden wären?


Verändert worden sei (wenn man dem Club der anonymen Militäranalysten Glauben schenken möchte) die Schätzung der Verluste zum Zeitpunkt Anfang März: Kiews Verluste würden mit 71.500 Toten überschätzt, die Moskaus mit 16.000 bis 17.500 Toten unterschätzt. Sicher, das Herunterspielen der eigenen Verluste ist für jede Kriegspartei verlockend, da es die Moral der eigenen Soldaten im Speziellen und Bevölkerung im Allgemeinen hebt. Das ist aber nicht das Argument, das im NYT-Artikel eingebracht wird. Vielmehr hätten "das Pentagon und andere Analysten" geschätzt, dass ca. 100.000 ukrainische bzw. 200.000 russische Soldaten "getötet oder verletzt" worden seien. Damit wäre die vermeintlich manipulierte Schätzung von Kiews Verlusten aus dem Dokument immer noch im Bereich des Möglichen. 71.500 Tote und 28.500 Verletzte - so ein Verhältnis kann zumindest ich mir angesichts des Zustands der ukrainischen Streitkräfte ohne Mühe vorstellen. Bliebe also nur der Verwurf, dass die vermeintlichen russischen Fälscher die eigenen Verluste manipuliert hätten.


Wenn dies wirklich interne Dokumente sind, die strategisch sinnvolle Entscheidungen ermöglichen sollen, muss es in selbigen um eine realistische Einschätzung der Konfliktlage gehen. Will heißen, keine beschönigten Zahlen, die irgendeine Moral heben, sondern harte Fakten, auch solche, die für die eigene Seite unangenehm sind. Nur inwiefern passt das zu einer zu niedrigen Schätzung russischer Verluste? In Moskau wird man intern wissen, wie viele eigene Soldaten tatsächlich getötet wurden. Und dass der Westen die russischen Verluste offiziell deutlich höher einschätzt (allein schon um den Eindruck von Kiews Zähigkeit aufrechtzuerhalten), ist auch nicht neu. Aber angenommen, diese höheren Schätzungen russischer Verluste würden stimmen, Moskau könnte das intern bestätigen und wüsste auch, dass das Pentagon mit dieser Schätzung arbeiten würde; und zusätzlich angenommen, diese Dokumente wurden tatsächlich von jemandem in den USA geleakt, nur in ebendieser überall zitierten Fassung und Moskau habe sie nicht etwa selbst gehackt, sondern erst anschließend in die Finger bekommen: Hätte dann also die ursprüngliche Pentagon-Quelle die Schätzung bewusst gefälscht? Und würden die Russen dann nicht in Erwägung ziehen, dass auch im Rest der Unterlagen Fehler eingebaut sein könnten? Man stünde in Moskau dann zwischen zwei Interpretationsmöglichkeiten der Daten: Entweder die US-Geheimdienste hätten jeden Bezug zur Realität verloren oder wollten Moskau bewusst mit falschen Informationen füttern.


Was bei den mutmaßlichen Leaks die große Enthüllung sein soll, sei die starke Einbindung Washingtons in den Krieg in der Ukraine, schreibt David Sanger drei Tage später in der New York Times. Was daran jetzt schockierend oder unerwartet ist, erschließt sich niemandem, der sich auch nur halbwegs mit den seit mindestens neun Jahren laufenden Spannungen und deren aktueller Eskalation in der Ukraine beschäftigt hat. Bedingt durch den "Abstandshalter" Weißrussland ist die Ukraine die beste Option für die US-geführte NATO, sich möglichst nah an die Hauptstadt des globalen Konkurrenten Russland heranzuwagen, nämlich auf ca. 500 Kilometer. Deutlich näher, als die "unsinkbaren US-Flugzeugträger" Südkorea und Japan an Chinas Hauptstadt Peking sind. Eine Poleposition zur Einschüchterung Moskaus also. Zum Vergleich: In Washington, das bis heute in allen Teilen der Welt militärische Präsenz zeigt, wird man bereits unruhig, wenn im über 6000 Kilometer entfernten Brasilien zwei iranische Kriegsschiffe eine Erlaubnis zum Anlegen bekommen. Dass Washington sich dieses endlose Gemetzel an Russlands Grenze zig Milliarden kosten lässt, hat dessen Relevanz für die USA schon deutlich bewiesen.

Sanger stellt die neuen Pentagon-Leaks in eine Reihe mit den State Department Cables und den NSA-Enthüllungen, welche von Wikileaks bzw. Edward Snowden ans Licht der Öffentlichkeit gebracht wurden. In gewisser Hinsicht stimmig, wenn man vergleicht, wie im oben zitierten Artikel die Brisanz der Leaks gleichzeitig beklagt, bestritten und heruntergespielt wird - und wie Sanger auf der anderen Seite die Leaks der jüngeren Vergangenheit darstellt:


"Als WikiLeaks vor 13 Jahren eine riesige Menge an Dokumenten des Außenministeriums veröffentlichte, gab es der Welt einen Einblick in die tägliche Arbeit amerikanischer Diplomaten - die scharfen Ellbogen, die Zweifel an schwankenden Verbündeten und die Einblicke in die Vorbereitungen Washingtons auf den möglichen Zusammenbruch Nordkoreas und den nuklearen Ausbruch des Iran.

Als Edward Snowden drei Jahre später die Geheimnisse der National Security Agency (NSA) ausplauderte, entdeckten die Amerikaner plötzlich das Ausmaß, in dem das digitale Zeitalter eine bemerkenswerte neue Ära der Überwachung durch die Behörde eingeläutet hatte - sie war in der Lage, die chinesische Telekommunikationsindustrie zu durchdringen und sich in die Server von Google in Übersee einzuschleusen, um ausländische Kommunikation abzuhören."


Zumindest die Snowden-Affäre hatte ich damals aktiv mitbekommen, hatte u.a. den Film Citizenfour von Laura Poitras gesehen und kann mich sehr gut erinnern, dass irgendwelche Auslandsaktivitäten der NSA nicht die große Enthüllung waren, die Snowden zur Persona non grata gemacht haben! So geht es auch dem in Brasilien lebenden US-Journalisten Glenn Greenwald, der immerhin damals die Dokumente von Snowden präsentiert bekommen und mit ihm zur Veröffentlichung aufgearbeitet hatte. In der gestrigen Folge seines Formats "System Update" nimmt Greenwald bei Minute 21:16 zu genau dieser Umdeutung beider Leaks durch Sanger Stellung:


"Es ist unglaublich, die Wikileaks-Enthüllungen so zu beschreiben. Er tut dies mit Absicht, um es so erscheinen zu lassen, dass es eine komplett ungerechtfertigte und banale Veröffentlichung gewesen wäre, die einem nichts über die Welt offenbart hätte außer einen "Einblick, was amerikanische Diplomaten tun". [...] Ellenbogen raus, sie haben Zweifel an schwankenden Verbündeten... und man bekommt eine Ahnung von Washingtons Vorbereitungen für den 'möglichen Zusammenbruch Nordkoreas und den nuklearen Ausbruch des Iran'. Es wurden also Dinge ausgesucht, bei denen man es okay finden würde, dass das Außenministerium das macht, um es so aussehen zu lassen, als ob dieser Leak nichts wichtiges gezeigt hätte, aber gleichzeitig extrem gefährlich gewesen wäre. [...] Tatsächlich war das exakte Gegenteil wahr. Sie haben alle möglichen Geheimnisse enthüllt: Über zehntausende von Menschen, unschuldige Zivilisten, die die US-Regierung und das Militär in Afghanistan und im Irak getötet haben. Sie haben die Videos veröffentlicht, die zeigten, wie das US-Militär unschuldige Menschen niederschoss - einschließlich Reuters-Journalisten, die versuchten, auf dem Boden davonzukriechen. Sie enthüllten weitverbreitete Korruption bei diversen US-Verbündeten (Saudi-Arabien, Bahrain, Jordanien, Ägypten...) und alle möglichen Lügen über eine ganze Reihe von Angelegenheiten, die die US-Regierung der Öffentlichkeit erzählt hatte.

Aber es ist bizarr - wobei, auch nicht wirklich - dass David Sanger [...] seinen Artikel mit dem Versuch beginnt, die Veröffentlichungen von Wikileaks herunterzuspielen. Wohl wissend, dass Julian Assange in Haft ist."


Was Snowden angeht, ist Greenwald zusätzlich verärgert:


"In David Sangers Erzählung hätte die Snowden-Enthüllung lediglich gezeigt, dass die NSA China ausspioniert... etwas, was alle Amerikaner okay fänden... und sich in die Google-Server in Übersee einschleust, um ausländische Kommunikation abzuhören, womit die meisten Amerikaner wahrscheinlich ebenfalls einverstanden wären. Das ist komplett gelogen! Die Krux des Snowden-Reports war es zu zeigen, wie die NSA die Kommunikation von US-Bürgern, die Telefonaktivitäten von Amerikanern abgehört hat, bis zu dem Punkt, als Gerichte in die Lage kamen, dies als verfassungswidrig zu verurteilen. [...] Wenn man für die NSA arbeitet, ist [diese Version] hier das, was man die Menschen über die Snowden-Berichterstattung denken lassen möchte. Er verlässt sich auf den Umstand, dass es 10 Jahre her ist und die meisten von uns sich nicht erinnern, er schreibt die Geschichte einfach um."


Dazu kommt, dass es ausgerechnet David Sanger war, der vor fast 10 Jahren in der New York Times publik gemacht hat, dass die NSA auch China im Visier hat. Was laut Greenwald nicht der Wunsch Edward Snowdens gewesen ist, der die Empfänger seiner Archivunterlagen explizit angewiesen habe, keine Geheimdienstaktivitäten in Bezug auf tatsächliche Gegner oder Kriminelle im Ausland aufzudecken, sondern nur die pauschale Überwachung unschuldiger Zivilisten im Inland. Nie habe Greenwald Snowden so wütend erlebt wie an dem Tag jener gegenteiligen Veröffentlichung. Denn nicht nur hätten die verantwortlichen US-Journalisten (wie eben David Sanger oder Nicole Perlroth) den eigentlichen Kern und Sinn seiner Enthüllungen verworfen, sondern auch die positive Rolle der NSA bei der Wahrung der nationalen Sicherheit nach außen so hervorgehoben, dass Snowdens Aktion logischerweise als fahrlässig und unverantwortlich dastand. Dieses persönliche Erlebnis veranlasst Glenn Greenwald nach eigener Aussage anzunehmen, dass die New York Times auch im Fall der Pentagon-Leaks das schreibt, was die US-Geheimdienste hören wollen. Oder für sie zumindest am verträglichsten ist.


David Sanger geht in seiner Analyse dazu über, einen großen Kontrast der Wikileaks- und Snowden-Reports zu den jetzigen Pentagon-Dokumente zu beschreiben. Das fange schon damit an, dass die Informationen in den Leaks relativ aktuell sind. Und neben Karten von Kiews Luftabwehrstellungen seien auch Informationen über Südkoreas Geheimpläne, Munition an Kiew zu liefern, aufgeflogen. Die Dokumente belegen zudem, dass die Biden-Regierung so ziemlich alles außer eigenen Bodentruppen an der Front bereitstelle, was längst kein Geheimnis ist. Gleiches gilt für das Ausspähen von Verbündeten: Die US-Geheimdienste hätten Selenskij abgehört, um zu verhindern, dass er ohne ihr Mitwissen einen Angriff auf russisches Staatsgebiet vorbereite. Und nicht nur ihn, sondern auch offizielle Stellen in Südkorea und Israel. Auch das ist nicht neu: Im zuletzt verlinkten Beitrag von CNN kommt sogar die Zwischenüberschrift "Ausspionieren von Freunden" (Spying on friends) ins Spiel, was doch sehr an den Ausspruch einer allzu bekannten deutschen Bundeskanzlerin erinnert.

Was also steht in diesen Unterlagen, dass Leute wie der "hochrangige Geheimdienstmitarbeiter" Dmitri Alperovitch die Veröffentlichung als "Alptraum" bezeichnen, der "in einem massiven geheimdienstlichen Desaster enden" könnte?


Greenwald hebt als mögliche Antwort die Einschätzung hervor, dass der Krieg noch weit über 2023 hinaus fortdauern könnte, was die Russen nicht sonderlich motivieren dürfte, wenn es um ihre Verluste wirklich so schlecht stünde. Eine Intention dafür, Unterlagen mit dieser Aussicht vielleicht bewusst an die Öffentlichkeit zu bringen und dann zwecks Echtheitsbestätigung medienwirksam zu "bedauern", wäre möglicherweise, beide Konfliktparteien zur Verhandlungsbereitschaft zu bewegen. Das könnte die in einer Studie der RAND-Corporation von Januar geforderte Wende in der Ukraine-Politik bringen, die man der anti-russisch eingeschworenen Öffentlichkeit nur schwer gesichtswahrend verkaufen könnte, wenn sie von Washington ausginge.

Wobei fraglich bleibt, ob Moskau es als nötig erachtete, diesen Köder zu schlucken. Kiew hat nach wie vor gerade mal die NATO auf seiner Seite und der Westen macht sich mit seinem fleißig artikulierten Fokus auf das Thema im Ausland keine Freunde, Aktionen wie der politische Missbrauch des Internationalen Strafgerichtshofs tun ihr übriges. Währenddessen bringt das russisch-chinesische Gespann Feinde im Nahen Osten wie Saudi-Arabien und den Iran an einen Tisch, was die internationale Reputation Moskaus und Pekings weiter steigern dürfte. Wie lange der Konflikt im schlimmsten Fall (ohne nukleare Eskalation) noch dauern wird, ist in Moskau und Washington klar: Eine Ukraine lang. Wie viele NAM- oder BRICS+-Staaten die NATO dagegen aussitzen will, wird mit jeder Woche abenteuerlicher.


Es bleibt abzuwarten, wie das langfristige Echo der mutmaßlichen Pentagon-Leaks ausfällt. Erst dann wird man wissen, ob es sich hier wirklich um ein "geheimdienstliches Desaster" handelt, eine weitere versuchte Exit-Strategie Washingtons - oder etwas gänzlich anderes.


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